Biogena-Interview Mit Apollo 2028 in Börsensphären
Veröffentlicht
Lesezeit
%0A&w=1920&q=75)
Der Börsianer trifft Stefan Klinglmair in einem riesigen Schauraum. Von Koppl aus, 15 Autominuten vom Salzburger Stadtzentrum entfernt, will Klinglmair mit Biogena gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen, Julia Hoffmann und dem Unternehmensgründer Albert Schmidbauer, den riesigen Weltmarkt der Nahrungsergänzungsmittel erobern – mit hochpreisigen Produkten, die Qualität versprechen. Um diesen Anspruch zu untermauern, führt Klinglmair durch die Schauproduktion. Pro Monat gehen vom Logistikzentrum 70.000 Pakete an 25.000 Partner und eine Million Kunden in 75 Ländern vom Band. 700 verschiedene Rohstoffe von 200 Lieferanten werden zu 270 Produkten verarbeitet. Wenn alles nach Plan läuft, wird sich die Produktion hier in den nächsten beiden Jahren etwa verdoppeln. 300 Millionen Euro Umsatz seien schon vor 2030 möglich.
Die Wachstumsstory von Biogena klingt atemberaubend. Zuletzt stieg der Umsatz um 25 Prozent auf 80 Millionen Euro. In den kommenden beiden Jahren soll sich dieser auf 160 Millionen verdoppeln. Woher kommen der Mut und das Selbstvertrauen? – Stefan Klinglmair: Die Gesundheitsbranche an sich und speziell das Feld Nahrungsergänzungsmittel ist ein Wachstumsmarkt, der es laut Studien bis 2030 auf ein Volumen von etwa 400 Milliarden US-Dollar bringen wird. Der demografische Wandel und die Tatsache, dass Menschen auch im höheren Alter immer noch fit und leistungsfähig sein wollen, spielen hier eine Rolle. Ebenso die Qualität der Lebensmittel, die leider schlechter wird. Mit der Konsequenz, dass Mikronährstoffe nicht mehr ausreichend darin vorkommen. Zwei Milliarden Menschen leiden unter Eisenmangel, und Volkskrankheiten wie Diabetes oder Osteoporose nehmen zu.
Nun sagen diese Studien dem Markt ein Wachstum von etwa zehn Prozent voraus. Fast täglich tauchen zudem neue Mitbewerber auf. Und Sie rechnen sich dennoch aus, weit über dem Branchenschnitt zu wachsen? – Ja, weil wir ein anderes Konzept als viele am Markt verfolgen. Wir verfolgen eine Premiumpositionierung als ganzheitliche Gesundheitscompany. Wir sind kein Produktionsunternehmen, keine reine Kapsel-Company, die ein Produkt macht, sondern ein breitaufgestelltes Gesundheitsunternehmen. Unsere Wachstumspläne fußen genau darauf, wir haben unsere Pläne in der Vergangenheit umgesetzt und sind auch im laufenden Geschäftsjahr über dem Pfad.
Die Finanzierung der Expansion verlief wenig österreichisch, wenn man das so sagen kann. Crowdfunding, Anleihen und sogar ein Private-Equity-Vehikel ergänzen klassische Kredite. Wieso? – Uns war eine breitaufgestellte Finanzierung wichtig. Wir waren aber auch bei den Ersten, die in Österreich Crowdfunding gemacht haben, weil unsere Kunden Supermultiplikatoren sind. Das sind 4.000 Menschen, die eine Marketingkampagne tragen.
Das gilt auch für die drei Anleihen, die Sie gerade im Markt haben? – Ja, die Zeichner sind Private, in erster Linie unsere Partner und Kunden, keine Institutionellen. Uns ist es aber auch wichtig, dass diese an der Wiener Börse notiert und dort handelbar sind.
Die letzte Anleihe hatte ein Volumen von nur zwei Millionen Euro und war binnen zweier Tage vergriffen. Kommt da heuer noch etwas? – Ich kann Ihnen verraten, dass wir heuer noch eine Anleihe geplant haben, die von einem Finanzunternehmen begleitet wird. Mit den relativ guten Ebitda-Kennzahlen jenseits der 20 Prozent tun wir uns da auch leicht.

Sie planen auch einen Börsengang. Da hieß es einmal 2028, jetzt hört man da eher 2029 oder 2030. Wovon hängt das ab? – Ein IPO wird sinnvoll, sobald ein Unternehmen eine bestimmte Bewertung oder Umsatzhöhe erreicht hat. In unserer Branche sind diese beiden Faktoren entscheidend. Sobald ein Unternehmen eine kritische Masse von etwa 600 bis 700 Millionen Euro Umsatz erreicht, wird es für institutionelle Anleger interessant. Alternativ kann auch eine Unternehmensbewertung, die in Richtung einer Milliardenbewertung, also des Unicorn-Status geht, des IPO rechtfertigen.
Von wem stammt diese Bewertung? – Das hat sich über die letzten Jahre durch die Branchentrends und Akquisitionen ergeben. Deshalb haben wir mit unseren Beratungsinstituten diesen Korridor festgelegt, aber auch das ist nicht in Stein gemeißelt. Wir müssen uns darauf einstellen, dass sich Themen verändern und wir schneller und agiler sein müssen. Unser Korridor ist 2028 bis 2030. Wir nennen das unser Apollo-2028-Programm.
Nach den Mondmissionen? – Nein, im Sinne des griechischen Sonnengottes.

Der Börsenbulle heißt auf Altgriechisch Tauros. Mit Tauros Capital – dahinter stecken unter anderem die Erste Group Bank AG und die Wiener Städtische – setzen Sie auf sogenanntes Revenue-Based Financing. Sie bekommen Eigenkapital, ohne Stimmrechte abgeben zu müssen, müssen aber einen Teil des – bei Ihnen jährlich steigenden – Umsatzes an die Investoren abtreten. Was spricht für diesen Weg? – Trotz Wachstums und Innovationskraft unterliegen wir natürlich auch den gängigen Marktbewertungssystemen. Die letzten Jahre waren geprägt durch Risikominimierung bei Banken, Hyperinflation, Ukraine-Krise oder auch den Benko-Skandal, bei dem viele Banken mitgerissen wurden. Auf der anderen Seite kommen wir mit Innovationskonzepten und Ideen neuer Produkte, wo wir vielleicht einmal schnell 400.000 oder 500.000 Euro Kapital brauchen.
Mit welchen Banken arbeiten Sie zusammen? – Wir arbeiten mit verschiedensten Marktteilnehmern im Bankensektor zusammen. Diversifizierung ist auch hier das Zauberwort, um Unabhängigkeit zu haben.
Wir kennen Erfolgsgeschichten von Unternehmen, wie zuletzt der Marinomed AG, die kamen in der Expansion metaphorisch gesehen der Sonne zu nahe und stürzten ab. Wieso soll Ihnen das nicht passieren? – Unser Unternehmen hat sich in den letzten 20 Jahren von einem Start-up zu einem etablierten Akteur entwickelt, ohne den Weg des Hyperwachstums mit hohem Fremdkapital und Burnout zu gehen. Stattdessen haben wir ein diversifiziertes Geschäftsmodell mit einem starken Fundament aufgebaut, das nicht von wenigen großen Kunden oder Produkten abhängt. Mit 400.000 Kunden, 25.000 Partnerärzten und fast einer Million kleiner, treuer Kunden sind wir breit aufgestellt und minimieren so das Risiko. Unser Gründer und Eigentümer Albert Schmidbauer ist ein herausragender Betriebswirt, der mit seiner visionären Art das Unternehmen erfolgreich führt und gleichzeitig die Grenzen und Möglichkeiten realistisch einschätzt. Seit dem Bestehen hat Biogena immer mit einem Gewinn abgeschlossen.
Zuletzt waren das 5,5 Millionen Euro. Worein investieren Sie? – Wir investieren permanent, etwa in den Maschinenpark, in Infrastruktur, neue Produktionstechnologien. Wir können hier am Standort in Salzburg unsere Produktion verdreifachen. Wir investieren auch in Studien. Und aufgrund des Wettbewerbsdrucks haben wir auch die Investments in unsere Marketingkampagnen erhöht.
Das Wachstum soll durch die Erschließung neuer Märkte kommen. Welche sind da im Fokus? – Deutschland ist definitiv allein von der Einwohnerzahl her ein großer Wachstumsmarkt. Der gesamte osteuropäische Raum ist auch interessant, weil dort die Kaufkraft schneller ansteigt als im westlichen Europa und die Gesundheitssysteme nicht so gut wie bei uns sind. Insofern nehmen die Menschen dort das vermehrt selbst in die Hand. Südamerika und Asien sind ebenfalls interessant, und dabei fokussieren wir nicht nur auf die Länder mit den größten Populationen. Wir sind in 75 Märkten aktiv. Bei manchen stehen wir noch am Anfang, weil es dort teilweise sechs bis zwölf Monate dauert, um Produkte zu registrieren.
Wie sieht es mit den USA aus, die galten für Biogena als große Wachstumschance. Dort gibt es mit Herbalife Nutrition, Amway und Co natürlich riesige Platzhirsche und außerdem einen neuen Präsidenten, der euch womöglich mit Zöllen belegt. – Wir sehen in den Staaten nach wie vor Potenzial. Allerdings ist es sicherlich einer der schwierigsten Märkte. Insofern würde ich sagen, wir schauen, ob in der Trump-Amtszeit Zölle gravierende Probleme bereiten. Man weiß ja nicht, was kommt und was danach passiert.

Man hört, Sie planen jetzt, in deutschen Großstädten Gesundheitstempel zu eröffnen? – Mit dem Biogena Plaza neben der Wiener Staatsoper bieten wir jetzt schon einen ganzheitlichen Gesundheitstempel an. Da gibt es vier niedergelassene Ärzte und 40 Anwendungen. Wir machen Biohacking, es gibt Infusionsplätze und sogar Eventflächen. Wir planen solche Leuchtturmprojekte auf 800 bis 900 Quadratmetern auch in Düsseldorf und in Frankfurt.
Biogenas Geschichte erinnert ein wenig an jene von Red Bull. Ein umkämpfter Markt und darin ein hochpreisiges Produkt. Wie sieht Ihre Marketingstrategie aus? – Unsere Marketingstrategie in einem stark online getriebenen Markt ist herausfordernd, da es immer jemanden gibt, der auffälliger und bunter wirbt. Wir müssen oft unseren höheren Preis erklären, da Onlinekäufer die Qualität unserer Produktion und Rohstoffe nicht direkt sehen können. Zwei Hauptkomponenten sind dabei entscheidend: erstens das starke Fundament von 25.000 Ärzten und Therapeuten, die unsere Produkte aufgrund ihrer Qualität und Wirksamkeit empfehlen. Zweitens die tatsächliche Funktionalität unserer Produkte, die sich in der Verbesserung von Leistung, Muskulatur, Schlaf, Stressresilienz und Immunsystem zeigt.
Welche Rolle spielen Testimonials? - Sie spielen eine entscheidende Rolle in unserer Marketingstrategie. Sie dienen als authentische Empfehlungen und helfen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei potenziellen Kunden aufzubauen. Besonders in einem umkämpften Markt wie unserem sind die positiven Erfahrungen von Ärzten, Therapeuten und Sportlern wie Marcel Hirscher, die unsere Produkte nutzen, von unschätzbarem Wert. Mit Skispringer Stefan Kraft kommuniziere ich fast jede Woche. Für ihn ist es natürlich ein Riesenwettbewerbsvorteil, wenn seine Genesungszeit sich von sechs auf drei Tage reduziert. Diese Testimonials zeigen nicht nur die Wirksamkeit unserer Produkte, sondern unterstreichen auch unsere Verpflichtung zu Qualität und Transparenz.
Indem sie bei den Dopingkontrollen keine Probleme bekommen? – Auch das. Unsere Produkte werden auf der Kölner Liste geführt. Das heißt, sie wurden überprüft und gelten als frei von etwaigen Rückständen der von den Antidopingagenturen verbotenen Substanzen.
Woher kommen Ihre Rohstoffe, und wie kontrollieren Sie deren Qualität? – Aus der ganzen Welt. Wir arbeiten langjährig mit zertifizierten Rohstofflieferanten zusammen und auditieren sie regelmäßig vor Ort. Nach der Pandemie haben sich die Lieferzeiten verlängert, daher müssen wir unsere Rohstoffe für drei bis sechs Monate bevorraten, damit sie für die Therapiekonzepte unserer Ärzte lückenlos verfügbar sind.
Wo ist das der Fall? – Etwa bei hochwertigem Omega-3-Fischöl aus Südamerika. Das liegt daran, dass die Bestände immer geringer werden. Oder wenn in Indien ein Ernteausfall ist, dann gibt es Knappheit an pflanzlichem Eisen, das aus den Curryblättern kommt.


Autor 1
Chefredaktion

Autor 2
Chefredaktion
Mehr zum Thema #Biogena
Neue Anleihe Biogena zahlt 7,5 Prozent für Expansion
%0A&w=3840&q=75)
Ausverkauft Biogena platziert Anleihe
%0A&w=3840&q=75)
Columbia Threadneedle Investments Japan: Der schlafende Riese erwacht
