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Gastkommentar
Grün

Green Bonds: Sprungbrett für grüne Anleihen?

Kann der European Green Bond Standard (EuGBS) grüne Anleihen beflügeln? Ein Gastkommentar von Ronald Van Steenweghen, Fondsmanager Fixed Income bei DPAM.

Veröffentlicht

12.02.2025

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2 min
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Auf einen Blick
Chancen und Risiken

Chancen des neuen Green-Bond-Standards:

  • Neuer Regulierungsstandard für grüne Anleihen in Europa bekämpft Greenwashing, verbessert Transparenz und Vergleichbarkeit

  • Schafft Übereinstimmung mit der EU-Taxonomie

  • Erfolgreiche Platzierung erster Anleihen bei hoher Nachfrage von Investorenseite

  • Stärkeres Vertrauen des Marktes in grüne Anleihen

 

Risiken des neuen Green-Bond-Standards:

  • Zukünftige Investorennachfrage nach Anleihen von Emittenten ohne vollständige Taxonomie-Anpassung ist ungewiss

  • Emittenten leiden unter Mangel an geforderten Daten

  • Anleger werden hohe Renditeaufschläge gegenüber Green Bonds nach anderen Regelwerken nicht akzeptieren

  • Langwieriges regulatorisches Ringen um Ausgleich zwischen Aufsicht und Marktteilnehmern

Der seit kurzem gültige europäische „Goldstandard“ für nachhaltige Anleihen soll Greenwashing bekämpfen, Transparenz und Rechenschaftspflichten verbessern und für Übereinstimmung mit der EU-Taxonomie sorgen. Die starke Anlegernachfrage nach ersten Emissionen weckt die Hoffnung, dass er außerdem die Harmonisierung bei der Offenlegung und Berichterstattung vorantreiben wird und damit Anlegern einen besseren Einblick in die Umweltauswirkungen von Anleihen gewährt. Mehr Transparenz und Verantwortlichkeit würden das Marktvertrauen in grüne Anleihen stärken.

Der eigentliche Markttest für den neuen Standard wird jedoch erst kommen, wenn Emittenten beginnen, die Flexibilität von 15 % für wirtschaftliche Aktivitäten zu nutzen, die nicht von der EU-Taxonomie abgedeckt werden. Ob die Anleger dann noch begeistert zugreifen, bleibt abzuwarten.

Probleme bei Daten

Versorgungs- und Mobilitätsunternehmen, die als erste Emittenten auftraten, eignen sich besonders gut für eine vollständige Anpassung an die EU-Taxonomie. Die Bekämpfung des Klimawandels erfordert jedoch erhebliche Investitionen in allen Sektoren. Viele Emittenten haben indes immer noch Schwierigkeiten, an Daten heranzukommen, um die Einhaltung regulatorischer Anforderungen nachzuweisen. Anleger werden ihrerseits nicht bereit sein, einen erheblichen Aufschlag für europäische grüne Anleihen im Vergleich zu den etablierten ICMA-konformen grünen Anleihen zu zahlen.

Hoffnung macht die jüngste Entscheidung der europäischen Wertpapieraufsicht, dass European Green Bonds nicht unter die Ausschlusskriterien der Paris-Aligned Benchmark fallen. „Grüne“ Fonds dürfen außerdem weiterhin in grüne Anleihen außerhalb des EU-Rechtsrahmens investieren. Das ist zu begrüßen und schafft Klarheit für Anleger und Emittenten. Vorausgegangen war jedoch ein langwieriges Ringen um einen Ausgleich zwischen den Erfordernissen der Aufsicht und den Bedürfnissen der Marktteilnehmer. Der Fokus kann jetzt wieder aufs Wesentliche gerichtet werden – der Finanzierung einer CO2-armen Wirtschaft und sinnvoller Klimaschutzmaßnahmen.

Ronald Van Steenweghen

Autor

Ronald Van Steenweghen

Fondsmanager Fixed Income DPAM.

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