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Zertifikate Award: Nebenschauplatz war einmal

Morgen Dienstag wird der Zertifikate Award Austria zum 19. Mal vergeben. Insgesamt stehen Preise in neun Kategorien sowie der Gesamtsieg auf dem Spiel, elf Emittenten rittern um die Trophäen. Grund genug nachzufragen, was bei den Emittenten derzeit angesagt ist.

Veröffentlicht

02.06.2025

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4 min
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© Börsianer/KI optimiert

Zertifikate sind neben Aktien, Anleihen und Fonds aus der Veranlagungsbranche nicht mehr wegzudenken. Das Volumen der Emittenten, die auch Mitglied im Zertifikate Forum Austria (ZFA) sind, beträgt 8,57 Milliarden Euro, inklusive Zinsprodukten sind es sogar 16,16 Milliarden Euro. Produkte mit Kapitalschutz, Bonus- und Indexzertifikate schießen dabei mit 98,4 Prozent den Vogel ab, 1,6 Prozent entfällt auf Hebelzertifikate. Doch welche Zertifikate stehen bei den Emittenten hoch im Kurs? Welche Veränderungen gab es in den vergangenen fünf bis zehn Jahren? Einige Emittenten haben uns ihre Dauerbrenner verraten.

  1. Was ist das erfolgreichste Produkt?

    "Unser erfolgreichstes und meistnachgefragtes Produkt ist der Unlimited Turbo auf den DAX. Diese Produktkategorie ist auch bei Aktien und Rohstoffen sehr gefragt. An zweiter Stelle stehen Optionsscheine, die nach den Knock-Out-Produkten am häufigsten gehandelt werden", sagt Volker Meinel von der BNP Paribas.

    Vollkommen anders läuft es bei der Raiffeisen Bank International AG, wie Philipp Arnold berichtet:

    "Eine sehr konstante Nachfrage sehen wir seit vielen Jahren in der Bonus&Sicherheit Serie. Seit der ersten Emission im Herbst 2010 umfasst diese Serie mittlerweile über 250 Bonus-Zertifikate und es liegen jederzeit verschiedene Varianten zur Zeichnung auf. Seit der Zinswende im Jahr 2022 sind auch Kapitalschutz-Zertifikate sehr gefragt. Unsere Serie „Dividendenaktien Winner“ ist hier als erfolgreichste Serie seit 2023 zu nennen."

    Wenn man allein aufs Volumen schaut, spielen bei der Unicredit Bank Austria AG ebenfalls Kapitalschutz-Produkte eine gewichtige Rolle.

    "Von der Anzahl der Produkte sind aber Aktienanleihen, auch mit Express-Feature – also möglicher vorzeitiger Rückzahlung – an vorderster Reihe. Diese werden zumeist zu Portfolio-Optimierung, aber auch Diversifizierung eingesetzt. Hier kommt zu Tragen, dass die Auszahlungsprofile eine bessere Ertragschance auch in Seitwärtsmärkten haben", sagt Frank Weingarts, der auch Präsident des ZFA ist.

    Ähnlich läuft es bei der Erste Group Bank AG, sagt Uwe Kolar:

    "Bei den Zertifikaten sind unsere Bestseller wieder die einfachen 100% kapitalgarantierten Produkte auf Indizes. Sehr gut etabliert haben sich bei uns die Express Anleihen. Diese Kategorie hat sich bei den steigenden Aktienkursen sehr vorteilhaft für die Investoren verhalten: Vorzeitige Rückzahlung, tiefe Barrieren als Schutz für Rücksetzern und dennoch attraktive Kupons."

    Matthias Hüppe von der HSBC bringt es kurz und bündig auf den Punkt:

    "Die meist nachgefragten Produkte waren Open End Turbo Optionsscheine. Hierbei waren Rheinmetall und Nvidia die Favoriten."

    Zertifikate auf Indizes der Renner

  2. Zertifikate auf welche Märkte sind populär?

    Vor allem Zertifikate auf Indizes sind extrem populär, bei der BNP Paribas liegt die Nachfrage konstant zwischen 55,5 Prozent und 70,1 Prozent. Der Dax ist das meistgehandelte Produkt, Einzelaktien wie Rheinmetall, Tesla oder Nvidia sind aber stark im Kommen.

"Besonders interessant ist der Anstieg der Nachfrage nach Zertifikaten auf Rohstoffe, die von 2,5 Prozent im Jahr 2018 auf 7,4 Prozent im Jahr 2025 gestiegen ist", sagt Volker Meinel von der BNP Paribas.

© BNP Paribas
Die Nachfrage nach Zertifikaten auf deutsche Aktien ging laut BNP Paribas von 77,4% im Jahr 2016 auf 40,8% im Jahr 2025 zurück. US-Aktien sind derzeit beliebter, die Nachfrage stieg von 12,3% im Jahr 2016 auf 50,3% im Jahr 2025.

Bei der RBI sind es große Indizes wie der EuroStoxx 50, der S&P 500 oder der MSCI World Index.

"Auch zu beobachten ist der Trend weg von österreichischen Titeln als Underlying. Waren wir vor 5 bis 10 Jahren auf der Nachfrageseiten noch sehr mit „HomeBias“, also ATX Werten unterwegs, so haben wir aktuell eher US Titel mit Tech Hintergrund, als auch DAX Werte die gesucht werden", erklärt Uwe Kolar von der Erste Group Bank AG.

Das bestätigt auch Matthias Hüppe von der HSBC:

"Die großen US Titel liegen klar vorn. Der vor 10 Jahren noch vorliegende Homebias ist nicht mehr vorhanden."

Dschungel an Produkten

Mit 280.000 Produkten in Deutschland und Österreich zählt die BNP Paribas zu den größten Emittenten. Wie im Supermarkt ist das Ziel, mit einer großen Palette präsent zu sein oder mit Apps wie der Trader's Box aufzufallen.

"Der Markt ist unfassbar kompetitiv. In den letzten zehn Jahren hat sich die Anzahl unserer angebotenen Produkte erheblich erhöht. Vor zehn Jahren lagen wir bei etwa 100.000 Produkten, und vor fünf Jahren waren es etwa 150.000", sagt Volker Meinel.

Bei der RBI AG hat sich die Gesamtzahl der von uns angebotenen Zertifikate mit knapp 6.000 Produkten im Vergleich zu 2015 gar nicht wesentlich verändert.

"Eine wichtige Verschiebung sehen wir innerhalb der Aufteilung zwischen Kapitalschutz- und Hebel-Zertifikaten. Im Bereich Kapitalschutz-Zertifikate haben wir heuer fast 5-mal so viele Zertifikate als noch 2015. Dies ist der mittlerweile weiten Verbreitung dieser Zertifikate-Kategorie geschuldet und der Tatsache, dass das nach wie vor attraktive Zinsniveau zu einer hohen Nachfrage und entsprechend auch breitem Angebot führt", sagt Philipp Arnold.

Kein Freund von Massenemissionen ist die HSBC. Mit etwa 85.000 Produkten hat sie eine verhältnismäßig kleine Palette gemessen an ihrem unserem großen Marktanteil in Deutschland.

"Gegenüber 10 Jahren können wir eine Emission innerhalb von weniger Minuten handelbar machen. Dieser Prozess erlaubt zudem ein gezielteres Emissionsverhalten gerade in volatilen Tagen", sagt Matthias Hüppe.

Die Erste Group Bank AG wirft pro Monat etwa 12 bis 18 Neuemissionen auf den Retailmarkt in Österreich, 2025 waren es nur 7 bis 10. Die Unicredit Bank Austria AG hat im Bankenvertrieb immer 10 bis 12 Emissionen im Angebot. Selbstentscheider können zwischen 180.000 Produkten wählen, vor zehn Jahren waren es nur 50.000.

Ingrid Krawarik

Autor

Ingrid Krawarik

Chefredaktion

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