Interview

Fußball-Aktien? Hände weg!

Einst scheiterte Rapid Wien kapital an der Wiener Börse. Viele internationale Topklubs haben es seither ebenfalls versucht – mit durchwachsenem Erfolg, wie Jordy Hermanns, Portfoliomanager bei Aegon Asset Management, im Interview erklärt.

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11.07.2025

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© CHARLY TRIBALLEAU / AFP / picturedesk.com
Geld schießt bekanntlich Tore. Bloß: Tore bringen kein Geld. Aktien von Fußballklubs sind Underperformer - wie der Pelé-Index zeigt.

Dass zu viel Kommerz dem Fußball nicht guttut, zeigte die am Wochenende zu Ende gehende erstmals ausgetragene Klub-WM. Ein Milliarden-Euro-TV-Deal mit einem saudischen Konglomerat, der die Spiele unter die Wahrnehmungsgrenze des Fernsehpublikums brachte, sowie halbleere Tribünen im nicht gerade als fußballverrückt geltenden Austragungsland USA ließen das Turnier zu einem Rohrkrepierer werden –FIFA-Präsident Gianni Infantino dürfte sich gefreut haben, dass er ein Selfie mit dem US-Präsidenten Donald Trump bekam, ansonsten blieb wenig Nachhaltiges übrig.

Rapid stürzt an der Börse ab

Dass Anleger ihr Kapital nicht in Fußballklubs investieren sollten, lernte man in Österreich bereits 1991. Als die „Rapid Wien Finanzierungs-, Werbe- und Veranstaltungs-Aktiengesellschaft“ unter Federführung des „Börsengurus“ Mike Lielacher (Vindobona Privatbank) an die Börse ging, machten die bescheidenen sportlichen Leistungen die Anleger rasch unglücklich. 1993 sprang schließlich die Bank Austria ein, übernahm die Anteile und wehrte einen Konkurs ab. Die Investoren blieben auf Verlusten sitzen.

Pele Index im Vergleich mit MSCI World
Der Pelé-Index umfasst alle europäischen Fußballvereine mit börsennotiertem Eigenkapital. Seit 1998 zeigt er gegenüber dem Weltaktienindex MSCI World eine klare Underperformance.

In Österreich wagte sich seither kein Klub mehr an die Börse. International ging da schon eher die Post ab: Großklubs wie der an der New York Stock Exchange (NYSE) notierte Manchester United FC zahlen Dividenden – im Fall der „Red Devils“ zuletzt 2,5 Prozent Dividendenrendite. Ein Problem ist jedoch allen Titeln gemein: Sportlicher Erfolg ist letztlich wichtiger als ökonomischer. Im Sinne des Fußballs ein komplett richtiger Ansatz – aber Investoren sollten daher einen Bogen um solche Papiere machen.

Das bestätigt Jordy Hermanns, Portfoliomanager bei Aegon Asset Management im Interview mit dem Börsianer.  

Der nach dem großen brasilianischen Fußballer Pele genannten Index umfasst Fußballaktien. Welche Vereine haben weltweit die größte Marktkapitalisierung?Jordy Hermanns: Der Pele-Index umfasst derzeit 18 Titel und bietet ein Engagement in 21 Profifußballvereinen. Die Gesamtmarktkapitalisierung beträgt 6,1 Milliarden Euro, was nur einen winzigen Bruchteil des globalen Aktienmarktes ausmacht. Manchester United FC ist mit einer Marktkapitalisierung von etwas mehr als zwei Milliarden Euro der größte Wert im Index, gefolgt von Juventus FC und Borussia Dortmund.

Börsennotierte Fußballvereine haben sich an den Aktienmärkten deutlich schlechter entwickelt als der Durchschnitt des Marktes. Warum ist das so? – Tatsächlich sehen wir eine starke Underperformance von Fußballvereinen gegenüber dem breiteren Aktienmarkt. Seit der Einführung des Pele-Index im Jahr 1998 hat der Index eine Gesamtrendite von minus neun Prozent erzielt. Dies steht in starkem Kontrast zu der Rendite des breiten Marktes von 270 Prozent im selben Zeitraum.

 Geld mag Tore schießen, aber Tore bringen demnach keine Rendite. Halten Sie einzelne Werte für investierbar? – Tatsächlich kommt der Bericht zu dem Schluss, dass es aus finanzieller Risiko-Rendite-Perspektive nicht rational ist, in solche Aktien zu investieren. Mit den Worten, die oft Johan Cruyff zugeschrieben werden: „Ich bin kein Dieb meiner eigenen Brieftasche.“ Das ist eine Einstellung, die man sich merken sollte, insbesondere wenn man über Investitionen in Fußballaktien nachdenkt.

Zur Person
Jordy Hermanns ist Portfoliomanager in der Multi-Asset-Gruppe von Aegon Asset Management und zugleich Investmentstratege im Asset-Allocation-Team.
Daniel Nutz

Autor

Daniel Nutz

Chefredaktion

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