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Billionen fehlen: wer finanziert die Zukunft?

Die Finanzierungslücke für die SDG ist riesig – doch es gibt Wege, sie zu schließen. Impact Investing und Blended Finance zeigten, wie nachhaltiger Wandel möglich werde, erklärt Gastautor Stefan Kratzsch von den Vereinten Nationen.

Veröffentlicht

07.05.2025

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2 min
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Solarpark in Afrika
© snapshot-photography / SZ-Photo / picturedesk.com
Projekte im globalen Süden wie etwa zur Energieinfrastruktur suchen Investoren.

Die Umsetzung des neunten Nachhaltigkeitsziels der Vereinten Nationen (SDG 9) – Industrie, Innovation und Infrastruktur – ist zen­tral für ein nachhaltiges Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt, insbesondere in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der Industrial Development Report 2024 der Unido zeigt: SDG 9 schafft Zugang zu wichtigen Gütern, neue Arbeitsplätze, technologische Innovationen – und hilft, Emissionen zu reduzieren. Doch der Weg dorthin ist teuer. Weltweit fehlen jährlich rund vier Billionen US-Dollar zur Finanzierung aller SDGs – allein 400 Milliarden davon für Infrastrukturprojekte.

Privates Kapital mobilisieren und ­Risiken minimieren.
Stefan Kratzsch

Um diese erhebliche Lücke zu schließen, müssen neben traditionellen Finanzierungsquellen wie Direktinvestitionen und Entwicklungshilfe verstärkt neue und innovative Akteure und Ansätze bemüht werden. Zwei dieser innovativen Finanzierungsmodelle gewinnen zunehmend an Bedeutung: Impact Investing und Blended Finance.

Impact Investing verwaltet bereits heute rund 1,57 Billionen US-Dollar und wächst seit 2019 mit einer jährlichen Rate von 19 Prozent. Besonders stark entwickelt sich der Bereich SDG-9-relevanter Infrastrukturprojekte mit einem Plus von 28 Prozent jährlich.

Neue Modelle der Finanzierung

Durch Blended Finance werden öffentliche mit privaten Mitteln kombiniert, um privates Kapital zu mobilisieren und Risiken zu minimieren. Multilaterale Entwicklungsbanken, Staaten und philanthropische Organisationen setzen gezielt auf diesen Ansatz, um Investi­tionen in Regionen zu fördern, in denen Marktversagen besteht oder Investitions­risiken besonders hoch erscheinen. Durch technische Unterstützung, gezielte Investi­tionsförderung und Risikominimierung bietet Unido wirksame Instrumente zur Förderung nachhaltiger Investitionen an. Dazu gehören beispielsweise Comfar, eine Software für Machbarkeitsanalysen, sowie digitale Plattformen wie die Invest in ACP Platform, die derzeit mehr als 1.000 konkrete Investitionsmöglichkeiten in Afrika, der Karibik und dem Pazifikraum präsentiert. Zusätzlich unterstützt Unido den Aufbau von institutionellen Kapazitäten von Investitionsförderungsagenturen in Partnerländern.

Blickt man in die Zukunft, bleibt die technische Unterstützung weiterhin entscheidend, um die bestehende Investitionslücke zu schließen, vor allem über De-Risking. Impact-Investing-Fonds, insbesondere solche gemäß Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung, müssen gezielt skaliert werden, um institutionelle Investoren stärker einzubinden. Der Aufbau und die Erweiterung von Multi-Stakeholder-Netzwerken und eine umfassende Entwicklung des Investitionsökosystems sind hierfür ebenso unabdingbar.

Voraussetzungen für die Zukunft

Die enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie der gezielte Einsatz von Blended Finance und Impact Investing setzen entscheidende Impulse für die Erreichung von SDG 9. Es ist nun essenziell, diese Dynamik konsequent zu nutzen – für nachhaltige Industrialisierung, innovative Infrastruktur und dauerhaften Wohlstand. Nur so können die ambitionierten Ziele der Agenda 2030 erfolgreich umgesetzt werden.

Stefan Kratzsch

Autor

Stefan Kratzsch

Referatsleiter bei UNIDO

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