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Was Chinas Energiedominanz für Österreich bedeutet

Die Welt verlangt nach immer mehr Strom – bis 2035 steigt die Nachfrage um bis zu 50 Prozent. Der World Energy Outlook 2025 zeigt: Fossile Energien bleiben länger, China dominiert die grünen Technologien. Für Österreichs Wirtschaft heißt das: Chancen nutzen, Risiken managen – bevor andere das Spielfeld besetzen.

Veröffentlicht

25.11.2025

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2 min
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© BÖRSIANER, KI-optimiert
China gibt bei den Erneuerbaren richtig Gas.

Die Welt ist hungrig nach Energie. Die Erkenntnis ist nicht neu und war eines der zentralen Themen der eben zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz in Belèm, und wird auch durch den aktuellen World Energy Outlook 2025 in beeindruckende Zahlen gegossen. Demnach steigt die Stromnachfrage bis 2035 um 40 bis 50 Prozent, getrieben durch die Dekarbonisierung, durch E-Mobilität oder auch den Bedarf von Datenzentren. Ein Schluss daraus: Fossile Energien werden trotz Klimazielen länger genutzt als erwünscht, wodurch der Temperaturanstieg im Basisszenario des Berichts auf rund 3 °C bis 2100 zusteuert. Gleichzeitig verschiebt sich die globale Energie- und Wirtschaftsmacht zunehmend nach Asien, insbesondere zu China, Indien und Südostasien.

China dominiert

Der IEA-Bericht zeigt eine sich rasant wandelnde Energiewelt, in der Versorgungssicherheit, geopolitische Risiken und der steigende globale Strombedarf zentrale Herausforderungen darstellen. Während erneuerbare Energien – allen voran Solarenergie – stark wachsen, bleibt ihre Produktion auf wenige Länder konzentriert, ebenso wie die für Batterien und Netzinfrastruktur notwendigen kritischen Mineralien. Nur ein Land (meist China) dominiert beispielsweise die Raffination von 19 von 20 strategischen Mineralien (hat also einen Marktanteil von 70 Prozent oder mehr).

Auch bei den installierten Kapazitäten von Erneuerbaren ist China bereits die Nummer eins. 82 Prozent des weltweiten Windkraftausbaus und 55 Prozent des Solarausbaus gehen auf das Konto Chinas. Und über Exportrestriktionen kann China hier auch potenziell politische Stärke zeigen, wie etwa im Handelsstreit mit den USA schon mehrfach geschehen.

Was bedeutet Chinas Dominanz?

  • Einerseits ein Wettbewerbsdruck: Wenn China Marktanteile in erneuerbaren Technologien und globalen Projekten übernimmt, dann geraten heimische Anbieter unter Druck.

  • Andererseits eine Kooperation-Chance: Österreichische Firmen könnten mit chinesischen Herstellern oder Projekten kooperieren – im Rahmen von Sonderlösungen, Nischen, Qualität oder spezialisierter Technologie.

  • Strategisch wichtig: Lieferketten-Risiken (wie im IEA-Bericht genannt) betreffen auch Österreich – hohe Konzentration bei kritischen Mineralien und Komponenten bedeuten Verwundbarkeit. Österreichische Industrie sollte daher auf Diversifizierung, Partnerschaften und eigenständige Systeme setzen.

  • Standortnachteil? Aber auch Standortvorteil: Europa (und damit Österreich) kann nicht mehr darauf vertrauen, dass „wir“ die Welt beim grünen Wandel dominieren – China zeigt, dass Wandel schnell geht und Marktführer sich verschieben können. Der österreichische Wirtschaftsstandort muss agil sein.

Kurz gesagt: Die österreichische Wirtschaft steht an einem Scheideweg. Die Energie-Transformation bietet enorme Chancen – etwa für Speicher-Technologien, Netzinfrastruktur, Effizienzlösungen, Spezialanlagen. Aber wenn Österreich nur zuschaut, wie China das „große Spielfeld“ besetzt, dann könnte heimische Industrie ins Hintertreffen geraten.

Daniel Nutz

Autor

Daniel Nutz

Chefredaktion

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