Agrana-CEO: "Zuckergeschäft ist Desaster, haben fast 100 Millionen Euro versenkt"

"Dass die Märkte in der EU durch das Öffnen des ukrainischen Markts derart unter Wettbewerbsdruck kommen, dass Zuckerwerke geschlossen werden müssen, kann nicht das Ziel von solchen Marktköffnungen sein", sagte Agrana-Vorstandschef Stephan (Büttner) heute bei der Bilanzpressekonferenz zum Geschäftsjahr 2024/2025.

Vor allem, wenn dann ukrainische Oligarchen Anfragen wegen der geschlossenen Anlagen stellen. Die Ukraine durfte 2024 265.000 Tonnen Zucker zollfrei in die EU liefern, 2023 waren es sogar 500.000 Tonnen. Vor dem Krieg lag die zollfreie Menge bei 20.000 Tonnen. Bis 5. Juni 2025 gilt ein zollfreies Kontingent von 110.000 Tonnen, für die Zeit danach gibt es noch keine Regelung.

"Weitere 500.000 Tonnen Zucker aus der Ukraine könnte die EU nicht verkraften, da sind sich alle Anbieter einig", meinte Stephan,

der für die Zeit ab September 2025 den Turnaround im Zuckersegment der Agrana Beteiligungs AG angekündigt hat. Ab dann sollen keine Verluste mehr geschrieben werden. Zwei Zuckerwerke wurden dafür geschlossen, die Menge von 800.000 Tonnen wird auf 600.000 Tonnen Zucker reduziert.

Wie ich dir mehrfach berichtet habe, befindet sich die Agrana derzeit in der größten Transformation (lies hier nach) ihrer Geschichte. Stephan rührt da ordentlich um. Ich finde seine ehrliche, direkte Art sehr erfrischend.

Was ich heute noch für dich mitgenommen habe:

• Ethanolgeschäft läuft nicht profitabel, billiger US-Mais große Konkurrenz

• 120 bis 130 Millionen Euro Mehraufwand durch hohe Energiekosten, weitergeben an Kunden in derzeit wirtschaftlich schwieriger Zeit schwer möglich

• Zuckerabsatzmarkt in Österreich braucht nicht zwei Werke, deshalb wurde eines geschlossen

• Starkes Interesse, Austria Juice vollständig zu erwerben, Agrana will den Anteil von Raiffeisen Ware kaufen, bisher keine konkreten Verhandlungen, sagt Stephan.

• Agrana zahlt trotz 0-Ergebnis Dividende von 0,70 Euro je Aktie