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Private Equity: Exit-Stau und Investment-Zurückhaltung als Spaßbremsen

Trübe Lage in Europa, Österreich in der DACH-Region durch Aktivitäten in den Sektoren Technologie und Gesundheitswesen vergleichsweise robust.

Veröffentlicht

24.07.2025

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Snooooze: Der europäische Private-Equity-Markt döst in einem Dämmerschlaf vor sich hin.

Der europäische Private-Equity-Markt ist schaumgebremst. Im ersten Quartal 2025 brach die Anzahl der Deals im Vergleich zum Startquartal 2024 um rund 30 Prozent ein. Laut dem „State of Private Equity Report Europe – Q1 2025“ des Beratungsunternehmens EY war die Entwicklung in der DACH-Region mit einem Rückgang um acht Prozent vergleichsweise okay. Dagegen ging es in Frankreich mit einem Minus von 52 Prozent, auf der iberischen Halbinsel mit einem Rückgang von 39 Prozent oder auch in Großbritannien und Irland mit minus 37 Prozent richtig zur Sache.  

Auch wenn es in Österreich nicht so schlecht läuft wie anderswo - Private Equity hat hierzulande nach wie vor ein kulturell bedingtes Imageproblem. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die bereits vor Jahren begonnene Abkanzelung der PE-Branche mittels der Bezeichnung "Heuschrecke".

Equity-Story ab Tag eins mitführen

Österreich zeigt laut EY innerhalb der DACH-Region speziell durch Aktivitäten in den Sektoren Technologie und Gesundheitswesen eine robuste Entwicklung. „Österreich profitiert von seiner mittelständisch geprägten Unternehmenslandschaft, die in schwierigen Marktphasen besonders attraktiv für Add-on-Strategien ist“, meint Dieter Schalko, Transaktionsberater und Partner bei EY Österreich. „Das Interesse an resilienten Branchen wie Tech, Healthcare und Industrie ist ungebrochen.“

Innerhalb der DACH-Region liegt Österreich im europäischen Vergleich weiter im Mittelfeld der Aktivitäten – jedoch mit auffällig hohem Professionalisierungsgrad in der Exit-Vorbereitung. Vor allem Fonds mit Fokus auf KMU setzen vermehrt auf strukturierte Prozesse, frühzeitige Exit-Szenarien und intensive Managementschulungen. „Viele Fonds in Österreich haben erkannt, dass Exit-Readiness nicht erst beim Verkauf beginnt“, so Schalko. „Es geht darum, die Equity-Story ab Tag eins mitzuführen – in der Strategie, der Kommunikation und in jedem Key Performance Indicator.“

Stau bei Exits, IPOs Mangelware

Die größte Herausforderung liegt derzeit auf der Exit-Seite. Im ersten Quartal 2025 wurden europaweit nur 132 Exits gezählt. Das entspricht gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres einem Minus von neun Prozent, die Anzahl der Exits liegt um 25 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Besonders stark betroffen ist die traditionell die häufigste Exit-Route in Form des strategischen Verkaufs. Dabei ist die Anzahl gegenüber dem Startquartal 2024 um 14 Prozent gesunken. IPOs spielen laut EY kaum noch eine Rolle. „Wir sehen einen klassischen Exit-Stau, viele Fonds stehen auf der Bremse“, so Schalko. „Das Problem ist nicht nur das Marktumfeld, sondern die Vorbereitung. Wer heute verkaufen will, braucht eine präzise Positionierung, datenbasierte Narrative und ein eingespieltes Führungsteam.“

Laut der Studie berichten 78 Prozent der PE-Fonds von verlängerten Halteperioden. Gleichzeitig planen 88 Prozent der Befragten einen Exit innerhalb der nächsten zwei Jahre. Damit steigt der Druck auf Unternehmen, frühzeitig Exit-bereit zu sein. Das macht sich in der Praxis bezahlt. Konnten doch 93 Prozent der Unternehmen, die proaktiv auf Exit-Readiness setzten, ihre Bewertungen beim Verkauf verbessern.

Robert Winter

Autor

Robert Winter

Finanzjournalist

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