Gastkommentar

Fokus Energie - Warum sind die Kosten so hoch? Und was ist dagegen zu tun?

Die Ineffizienzen am Energiemarkt sind mannigfaltig und warten darauf, behoben zu werden, meint Lukas Stühlinger, Managing Partner bei Fingreen.

Veröffentlicht

05.08.2025

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Die Netze werden zu einem zunehmenden Kostenfaktor.

It’s the market, stupid. Die Energiepreise sind ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage an der EEX, der Energiebörse in Leipzig. Wenn man nun die Energiekosten senken will, muss man entweder das Angebot erhöhen oder die Nachfrage reduzieren. Letzteres hat der Markt schon selbst erledigt, der Stromverbrauch ist seit 2021 in Deutschland um fast 8 Prozent gesunken, der Gasverbrauch gar um 18 Prozent. Die Entwicklung in Österreich ist ähnlich. Die schwächelnde Industrie ist übrigens nur einer der Treiber dieser Entwicklung, die privaten Haushalte tragen stark zur Energieeinsparung bei, die hohen Preise entfalten ihre Wirkung.

Trotzdem bleibt diese Antwort unbefriedigend, „man muss doch etwas tun können“. Und ja, die Ineffizienzen am Energiemarkt sind mannigfaltig und warten darauf, behoben zu werden: es beginnt bei endlosen Genehmigungsverfahren für erneuerbare Kraftwerke und für Energienetze, geht über regulatorische Hürden für Energiespeicher und illiquide Regelenergiemärkte mit heftigen Preisausschlägen und endet bei einer zu langsamen Integration der europäischen Energiemärkte aufgrund von nationalen Partikularinteressen. Wer die Energiepreise wirklich senken will, muss an den Rahmenbedingungen schrauben und das erfordert regulatorische Feinarbeit unter dem Mikroskop.

"Wer Energiepreise senken will, muss an den Rahmenbedingungen schrauben. Das erfordert regulatorische Feinarbeit unter dem Mikroskop."
Lukas Stühlinger, Fingreen

Und dann wäre da noch der Ausbau der Energienetze. Die Hans-Böckler-Stiftung schätzt den Investitionsbedarf in die deutschen Stromnetze bis 2045 auf sagenhafte 650 Milliarden Euro. In Österreich geht Oesterreichs Energie von Investitionen von rund 50 Milliarden Euro bis 2040 aus. Das umlagebasierte Netzentgeltsystem führt dazu, dass sich bei steigenden Investitionen die Netzkosten weiter erhöhen werden, wenn nicht gleichzeitig der Verbrauch steigt – und danach sieht es derzeit nicht aus. Hier gilt es daher, nach Effizienzen bei den für den Netzausbau notwendigen Investitionen zu suchen, Batteriespeicher zur optimaleren Netznutzung zu forcieren und durch sorgfältige Regulierung und Planung für eine gewisse Parallelisierung von Netzausbau und -nutzung zu sorgen. Nur so kann die Entwicklung der Netzkosten im Rahmen gehalten werden.

Also: It’s the market, stupid? Nicht ganz, die Ärmel hochkrempeln, das Mikroskop auspacken und an die Arbeit!

Lukas Stühlinger

Autor

Lukas Stühlinger

Managing Partner Fingreen

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