2024 im Rückspiegel: Hochwasser, Insolvenz und teurer Rat
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Geschätzte Paternosterfahrer,
Auch dieses Jahr neigt sich endlich seinem Ende zu und mit ihm manch einst so strahlende unternehmerische Erfolgsgeschichte. Die Insolvenzwelle, die nach der Katastrophenflut vom September über unser Land geschwappt ist, forderte zig Kündigungen. Das zarte Pflänzchen der Hoffnung, das im Frühjahr noch pralle Knospen trieb, wurde von den Unbilden des Wetters und der Inflation in seiner Entfaltung gehindert. Dunkle Wolken zogen auf. Und dann ist kurz vor Weihnachten der Sonnyboy des Sonnenkönigs Bruno Kreisky, der Industrielle und Citoyen Hannes Androsch, von uns gegangen. Auch das Ableben des ehemaligen Präsidenten der Oesterreichischen Nationalbank, Claus Raidl, und des Managers, Industriellen und Politikers Josef Taus mussten wir beklagen.
Eine Bank unter Wasser
Doch es gab in den vergangenen zwölf Monaten durchaus auch Positives zu vermelden, und das vor allem für die Finanzwelt. Der Bankensektor etwa performte heuer sensationell – bis auf eine bescheidene Ausnahme: Die FMA hat im Dezember einen Antrag auf Insolvenzeröffnung über das Vermögen der Euram Bank gestellt, die wegen „nicht werthaltiger Kredite“ überschuldet ist, wie es heißt. Und das trotz der strengen, bald nicht mehr geltenden Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung, kurz KIM-VO. „SSKM“, kann man da nur sagen, womit nicht die Stadtsparkasse München, sondern „selber schuld, kein Mitleid“ gemeint ist. Mitleid wird man nämlich noch genug brauchen für jene Kreditnehmer, die sich ein Haus gebaut haben, das samt der darin befindlichen, wahrscheinlich ebenso kreditfinanzierten Einbauküche vom Hochwasser zerstört wurde – und die sich hernach gleich den nächsten Kredit aufnehmen mussten, um sich bei Kika/Leiner eine neue Einrichtung zu bestellen. Jetzt, nach der Pleite des Möbelkonzerns, erfahren sie, dass sie weder die bestellte Ware erhalten noch das dafür ausgeliehene Geld zurückbekommen werden.

In den Fängen des Kreml
Ebenso verzwickt ist die Lage immer noch für die Raiffeisen Bank International in Sachen Russland-Geschäfte. Trotz Ausschöpfung aller möglichen legalen oder zumindest – lässt man die US-Sanktionen beiseite – als legal erachteten Bemühungen kann sich die Bank nicht und nicht aus den Fängen des Kreml befreien. Die Gewinne der Russland-Tochter sind einfach zu hoch, als dass man ohne zumindest teilweisen Verzicht auf die hohe Eigenkapitalsumme von bis zu sechs Milliarden Euro die Reißleine ziehen könnte. Es mutet an wie das Verhalten eines Heroinabhängigen: Auch der Suchtkranke setzt sich im Wissen, dass das Gift langsam, aber sicher seine Leber zerfrisst, lieber noch einen Schuss, der ihm trügerisches Wohlbefinden verschafft, als dass er sich mit einem kalten Entzug unter kurzfristig hohen Schmerzen ein längeres und gesundes Leben ermöglicht.
Reich ohne Hemden
Ein gesundes Leben dürfte dem Vernehmen nach Rene Benko führen, jener Großunternehmer, der sich innerhalb eines Jahres zum Großpleitier gewandelt hat – mit erstaunlich hoher Armutsresilienz. Benko zeigt sich fröhlich mit humorvollen, bis dahin einflussreichen Freunden auf der Jagd, die sich gern als erfolgreiche Hirschjäger darstellen, aber gar nicht schießen dürfen und dabei für ein gemeinsames Foto sogar untereinander die Hüte tauschen. Man könnte die humorvolle Geste des ehemaligen Tiroler Landeshauptmannstellvertreters Georg Dornauer, Benkos Jagdkumpane, als gutgemeinten Ratschlag an die noch übrig gebliebene Klientel der SPÖ lesen: „Macht euch nichts aus der Kündigung. Man kann auch ohne Jagdschein lustig sein.“ Und Benko zeigt derweil vor, wie man ohne Cent ein Leben in Saus und Braus führen kann, sogar wenn die italienische Justiz gegen einen ermittelt: Man verscherbelt einfach selbstlos seine gesamte Garderobe, gibt also sein letztes Hemd. Wem das nicht genug ist …

Billiger Kakao
Bleibt zu hoffen, dass der Kakao, durch den ganz Österreich gezogen wird, dann auch wegen des bevorstehenden Mercosur-Abkommens billiger kommt als die Pleiten und die vielen Arbeitslosen. Dem Vernehmen nach hat aber das österreichische Bundesheer laut der Verteidigungsministerin Klaudia Tanner schon eine Lösung für jene nach der beginnenden Insolvenzwelle Gestrandeten parat: der Einsatz im Kosovo bei den Friedenstruppen, eine wahrhaftig familienfreundliche Option. Nachdem die ÖBB auf dem vom Hochwasser verwüsteten Streckenabschnitt wieder den Vollbetrieb aufnehmen konnte, sollte Pendeln kein Problem mehr sein. Ja, man muss halt flexibel sein, will man in der Welt etwas erreichen.
Wer will Kickl?
In der Welt etwas erreichen wollte in diesem Superwahljahr auch Herbert Kickl, Chef der FPÖ, und der zweite Volkskanzler in der Geschichte des Landes werden. Doch sein Wille geschah nicht: Trotz des Wahlsieges war ihm die Regierungsbildung verweigert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat die stimmenstärksten Parteien sondieren lassen, und als erkennbar wurde, dass niemand mit der FPÖ eine solche für denkbar hielt, zog er die Reißleine und beauftragte Kanzler Karl Nehammer mit dem schwierigen Unterfangen.
X-tremer Kanzler
Der hat sich derweil von einem Mann der Tat Ezzes geholt, wie vermutet wird, und zwar bei der Einweihung der vor fünf Jahren den Flammen zum Opfer gefallenen Kathedrale Notre-Dame zu Paris: Unterhielt sich der Kanzler dort doch nicht nur eingehend mit Donald Trump, sondern auch mit Elon Musk, der nun nach der US-Wahl in der künftigen Regierung eine Behörde zur Eindämmung der Staatsausgaben leiten wird, und hat sich bei ihm offenbar teuren Rat geholt. Denn wie sonst hätte unser Kanzler auf X, vormals Twitter, einen Tweet – oder wie nennt man das nun, ein X-Crement? – abgesetzt, in dem er ausgerechnet Musk, der allen Demokratiefeinden auf der Plattform den Hof macht, für dessen fragwürdigen Beitrag zur Rede- und Pressefreiheit lobt. So viel Verbiegen muss was kosten. Damit bleibt uns fidelen Steuerzahlern zumindest die lohnende Aussicht, dass die kommende Regierung die Staatsverschuldung von weit über den magischen drei Prozent mit an Unwahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit in den Griff bekommt – und Karl Nehammer gar als Erfolgskanzler in die Geschichte eingeht.
Halbe Miete
Bis die neue Regierung allerdings ihr Amt antritt, kann es laut dem Bundespräsidenten noch etwas dauern: „Ich geh einmal von Jänner aus, irgendwann.“ – So viel Gelassenheit kann man aber auch als Zuversicht lesen: dass in aller Ruhe und Ernsthaftigkeit kluge Entscheidungen und Weichenstellungen für das Land getroffen werden, bei denen das Gemeinwohl und nicht die eigene Klientel im Zentrum der Überlegungen steht. Denn Zusammenhalt werden wir brauchen. Wenn das erreicht wird, hat man schon die halbe Miete. Und vielleicht verrät uns Nehammer dann auf X, was Musk zu ihm gesagt hat: „Make Austria Great Again!“? Ich wünsche uns allen erholsame, ebenso mit etwas Gelassenheit erfüllte Feiertage sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr.
In diesem Sinne,
„Cash up!“

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ist für dich anonym am Kapitalmarkt unterwegs und bringt die heißesten Storys.
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