Gastkommentar

Aktienmarkt: Ist Japan 2025 einen Blick wert?

Nach einem Jahr voller Höhen und Tiefen bleibt der japanische Aktienmarkt für Anleger spannend. Solides Gewinnwachstum, Reformen und eine starke Unternehmensführung treffen auf globale Risiken – 2025 könnte zum entscheidenden Jahr werden.

Das Bild zeigt den Wechselkurs von Yen in US-Dollar.

Veröffentlicht

07.01.2025

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2 min
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Japan Index
© RICHARD A. BROOKS / AFP / picturedesk.com
Rund 19 Prozent legte der japanische Nikkei-Index 2024 zu. Wie geht es 2025 weiter?

Chancen für Japan:

  • Solides Gewinnwachstum in letzten 2 Jahren

  • Deutliche Gewinnzuwächse eingepreist für 2025

  • Aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis im historischen Vergleich niedrig

  • Ende der Deflation und verbessertes makro-ökonomisches Marktumfeld

  • Laufende Reformen der Unternehmensführung zugunsten einer verbesserten Aktienkultur

Risiken für Japan:

  • Höhere Volatilität als an anderen Märkten

  • Anfälligkeit der exportorientieren Wirtschaft

  • Ein schwacher Yen

  • Etwaiger Wirtschaftsrückgang in den USA oder China

  • Globale Krisenherde in Nahost, Ukraine, Taiwan

Der japanische Aktienmarkt glich 2024 einer Achterbahnfahrt. Im Juli erreichten die Indizes Nikkei 225 und TOPIX Allzeithochs, angetrieben durch ein günstiges makroökonomisches Umfeld, eine neue Runde von Reformen zur Unternehmensführung und einer unterstützenden Geld- und Steuerpolitik. Der Einbruch am 5. August 2024 aber hat Anlegern und Anlegerinnen die Volatilität des japanischen Aktienmarktes, die von einer Kombination aus technischen und makroökonomischen Faktoren verursacht war, drastisch vor Augen geführt.

Günstiges KGV

Trotz der Volatilität ist der japanische Markt für Anleger interessant. Das Gewinnwachstum war in den letzten zwei Jahren besonders solide. Der Markt preist auch in den kommenden Quartalen ein deutliches Wachstum ein. Trotzdem sind die Bewertungen – gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis – im historischen Vergleich nicht hoch. In Zukunft könnte die anhaltende Verbesserung des makroökonomischen Umfelds höhere Bewertungen rechtfertigen. Der Ausstieg aus der Deflation ist ein bedeutender struktureller Wandel, der ein stabileres wirtschaftliches Umfeld schafft. Die Löhne sind beständig gestiegen und wirken sich positiv auf die Verbrauchernachfrage aus. Auf der Ebene der Unternehmensführung bleiben die laufenden Reformen ein Eckpfeiler für Japans Finanzmarkt. Die Ausrichtung auf die Erzielung höherer Renditen für die Aktionäre hat weiter an Dynamik gewonnen, wobei die Aktienrückkäufe im Jahr 2024 ihre historischen Vergleichswerte wohl übertreffen werden. Diese Maßnahmen stärken nicht nur das Vertrauen der Anleger, sondern unterstreichen auch den anhaltenden Wandel in der japanischen Unternehmenskultur.

Globale Entwicklung unsicher

Gleichzeitig sollten Anleger mehrere Risiken im Auge behalten. Japans exportorientierte Wirtschaft ist anfällig für globale Entwicklungen, beispielsweise ein etwaiger Wirtschaftsrückgang in den USA oder China. Eine schwächere Auslandsnachfrage könnte die Unternehmensgewinne drücken. Zunehmende Spannungen in Asien, insbesondere in Bezug auf Taiwan, könnten die Lieferketten und die Stimmung der Anleger beeinträchtigen. Auch das Währungsrisiko könnte dem Markt Sorgen bereiten. Die Schwäche des Yen in den letzten Jahren hat zwar die Exporte angekurbelt, aber auch die Kosten für Importe, insbesondere für Energie, erhöht und damit den Inflationsdruck in einer Wirtschaft verstärkt, die weiterhin auf Preisstabilität bedacht ist.

Anleger und Anlegerinnen sollten also die Chancen und Risiken Japans 2025 genau im Auge behalten. Die soliden Fundamentaldaten und Strukturreformen des Landes sollten aus unserer Sicht jedoch den Aktienmarkt stützen und für positives Wachstum sorgen.

Julien Rolland

Autor

Julien Rolland

Julien Rolland ist seit 2022 Fondsmanager für japanische Aktien bei Ofi Invest Asset Management.

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