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ATX: Gipfelsturm nach 6.715 Tagen

Zur Wochenmitte schloss der Wiener Leitindex ATX erstmals seit dem 9. Juli 2007 – damals wurde die 5.000-Punkte-Marke intraday erreicht – mit 5.000,7 Punkten über der alten Bestmarke.

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27.11.2025

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© KI generiert/ Chat GPT
Im laufenden Jahr spielt der Wiener Leitindex ATX im Konzert der Börsen vorne mit. Mitte der Woche knackte das Börsenbarometer die Marke von 5.000 Punkten.

Auch wenn zwischenzeitlich immer wieder Zweifel aufkommen – laut einer Analyse von Raiffeisen Research halten gängige Vorurteile einer kritischen Überprüfung nicht stand. Aktuell sind Finanzwerte im Wiener Leitindex mit einem Anteil von rund 47 Prozent hoch gewichtet. Das sieht man bei Raiffeisen Research aber unkritisch. „Die Sektorkonzentration macht den ATX zyklischer, aber auch chancenreicher, wenn das Umfeld passt. Trotz des oft kritisierten Übergewichts an Banken und klassischer Old Economy verhält sich der Wiener Leitindex in seiner langfristigen Rendite- und Risikostruktur erstaunlich unauffällig“ ist in der aktuellen Analyse festgehalten.

Kein österreichisches Kuriosum

Darüber hinaus überwiegen laut Raiffeisen Research die positiven Börsenjahre und die durchschnittlichen Renditen sind mit jenen anderer Leitindizes vergleichbar. Einbrüche fallen in kleinen, illiquideren Märkten naturgemäß stärker aus, sind im globalen Vergleich aber keineswegs ein österreichisches Kuriosum. Stichwort kleinerer Markt: Im internationalen Vergleich ist die Wiener Börse tatsächlich nur ein Leichtgewicht. Mit einer ATX-Kapitalisierung von insgesamt rund 135 Milliarden Euro weisen die 20 im Index vertretenen Papiere im Schnitt eine Marktkapitalisierung von rund 6,8 Milliarden Euro auf. Bei den 40 im deutschen Dax-Index enthaltenen Papieren beträgt der Wert durchschnittlich rund 49 Milliarden Euro, beim Wall Street-Index S&P 500 sind es im Schnitt 108 Milliarden Euro.  

Verkürzung der Leidenszeit

Nichtsdestotrotz entwickelte sich das Gewinnwachstum auf Indexebene seit 2007 sogar besser als im breiten Euro STOXX 50. Dies war zuletzt robusten Unternehmensergebnissen der Finanzwerte sowie der wiedererstarkten CEE-Region geschuldet. Bei den Dividenden stehen Austro-Stocks im internationalen Konzert gut da. Österreichische Unternehmen schütten im Schnitt seit zwei Jahrzehnten deutlich mehr aus als viele internationale Pendants. Und seit Jahren ist die Dividendenrendite mit rund 5 Prozent hoch. Dies verkürzt laut der Analyse die Leidenszeit von Investoren spürbar und sorgte dafür, dass ATX-Anleger schon seit dem Frühjahr 2021 – inklusive Dividenden – wieder in der Gewinnzone liegen.

Trotz der Kursrally sind österreichische Aktien weiter attraktiv bewertet. In Zahlen: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des ATX liegt aktuell bei einem Wert von 13 und damit noch unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 13,6. Die Bewertungslücke zum EURO STOXX 50, der aktuell Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 aufweist, hat sich zwar verringert und heimische Aktien gelten nicht mehr als spottbillig. Doch der ATX gilt weiterhin bei gleichzeitig anziehendem Gewinnmomentum als fair gepreist.

Ein Jahr der Rekorde

Seit Jahresanfang weist der Wiener Aktienindex ATX Total Return, bei dessen Kalkulation Dividenden berücksichtigt werden, mit einem Plus von 41,6 Prozent wichtige internationale Aktienbarometer in die Schranken. Der ATX-Index kommt hinter dem polnischen Aktienindex WIG20 – beide dieser Indizes sind Preisindizes – auf Rang drei.

Aktienindizes Performance 2025

ATX Total Return

41,60%

WIG20

36,50%

ATX 

35,30%

MSCI Emerging Markets

26,90%

Nasdaq 100

20,10%

Dax

19,40%

MSCI World 

17,90%

S&P 500

15,80%

Euro Stoxx 50

15,30%

Dow Jones Industrial

11,50%

Angaben per 27. November 2025; Quellen: Baha.com

Robert Winter

Autor

Robert Winter

Finanzjournalist

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