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Bundestagswahl: Was Deutschland und der Dax brauchen

Jan Viebig, Chief Investment Officer Oddo BHF SE über Wirtschaftsreformen nach der deutschen Bundestagswahl und die Exportstärke der Dax-Konzerne.

Veröffentlicht

26.02.2025

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2 min
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Bundestagswahl
© KI generiert/ Chat GPT

Nach der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025 zeichnet sich ein Regierungsbündnis der CDU/CSU mit der SPD ab. Der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht eine Bundesregierung, die in der Lage sein wird, die wirtschaftlichen Herausforderungen entschlossen anzugehen. Dazu bieten die Wahlprogramme von CDU/CSU und SPD Schnittmengen.

Grundlegende Wirtschaftsreformen sind notwendig, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu stärken. Anzunehmen ist, dass die Verteidigungsausgaben des Bundes weiter erhöht werden. Dies dürfte der deutschen Wirtschaft nennenswerte Impulse bringen. Es ist auch zu erwarten, dass die Schuldenbremse in ihrer bisherigen Form reformiert werden soll. Zur notwendigen Änderung des Grundgesetzes ist jedoch eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag erforderlich.

Die Aussicht auf eine stabile Bundesregierung von nur noch zwei Regierungspartnern kann den Euro tendenziell stärken. Für den deutschen Aktienmarkt ist es eine positive Nachricht, wenn aus dieser vorgezogenen Bundestagswahl eine stabile Regierung hervorgeht. Besonders Unternehmen aus zyklischen Branchen wie Investitionsgüter, Bau und Versicherung dürften davon profitieren, wenn die neue Bundesregierung einen wirtschaftsfreundlichen Kurs einschlägt und wenn es ihr zudem gelingen sollte, die Wirtschaftsbeziehungen zu den USA zu entspannen. Dennoch bleibt zu befürchten, dass ein Minimalkonsens zwischen den beiden Regierungspartnern nicht genügen könnte, um die notwendigen Reformen zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf den Weg zu bringen.

Über 80 Prozent der Umsätze im Ausland

Viele deutschen Unternehmen konnten sich der Wachstumsschwäche in Deutschland durch ihre starke Ausrichtung auf die Weltmärkte entziehen. So erzielen die im Deutschen Aktienindex Dax notierten Unternehmen mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Doch die weltpolitische Lage droht, konfliktreicher und wettbewerbsintensiver zu werden. Im aktuellen Umfeld birgt diese Öffnung somit auch Risiken, vor allem für die Säulen der deutschen Wirtschaft, den Automobilbau, Chemie und Pharma sowie den Maschinenbau. Deshalb wird es umso wichtiger, Wachstumskräfte in der deutschen Wirtschaft und dem europäischen Binnenmarkt freizusetzen. Die EU ist mit einem Anteil von 53,7 Prozent weiterhin der wichtigste Absatzmarkt für die deutsche Exportwirtschaft.

Jan Viebig

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Jan Viebig

CIO von Oddo BHF SE

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