Im grünen Bereich: Warum Green Bonds im Trend liegen
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Welche Rolle spielen Green Bonds bei Ihnen. Welche können grüne Anleihen in einem ausgewogenen Portfolio übernehmen? - Johann Plé: Aus Risiko- und Renditeperspektive sind Green Bonds Anleihen. Ihre Rolle im Portfolio ergibt sich daher aus dem, was sie im Vergleich zu traditionellen Anleihen zusätzlich bieten – vor allem Transparenz und Messbarkeit. Portfolios können gezielt auf Green Bonds mit unterschiedlichen Risiko-Rendite-Profilen ausgerichtet oder als Teil eines breiteren Anleiheportfolio integriert werden. In beiden Fällen eröffnet die Allokation in Green Bonds die Möglichkeit, Kapital gezielt in umweltfreundliche Projekte zu lenken, die unterstützten Vorhaben klar zu identifizieren und deren Beitrag zur Nachhaltigkeitsstrategie der Emittenten transparent nachzuvollziehen. Gleichzeitig erhalten Sie Zugang zu einer Vielzahl relevanter KPIs, mit denen sich der erzielte ökologische Nutzen messen lässt. Gleichzeitig erhalten Anleger Zugang zu einer Vielzahl relevanter KPIs, mit denen sich der erzielte ökologische Nutzen messen lässt. In einem ausgewogenen Portfolio können Green Bonds als Puffer fungieren, wenn Risikoanlagen wie Aktien schwächeln. Ebenfalls tragen sie dazu bei, dass die Nachhaltigkeitsziele der Gesamtstrategie gestärkt werden – etwa durch die Ausrichtung auf Netto-Null.
Welche Regionen erscheinen Ihnen derzeit besonders attraktiv für Investments in Green Bonds? - Zunächst müssen sowohl finanzielle als auch nachhaltige Aspekte berücksichtigt werden. Aus ersterer Perspektive erscheint derzeit der europäische Anleihenmarkt besonders interessant. Die Renditen im Euroraum liegen über den ihrer US-Pendants, wenn diese währungsabgesichert in Euro betrachtet werden. Zudem liegt die Inflation im Zielbereich – anders als in den USA – was der EZB zusätzlichen Spielraum für Zinssenkungen eröffnet, falls sich das Wachstum abschwächen sollte. Gleichwohl bestehen in Europa auch Herausforderungen, etwa politische Unsicherheiten oder der sich in einigen Ländern verschlechternde Haushaltslage. Vor diesem Hintergrund können Schwellenländeranleihen eine wertvolle Ergänzung sein, da sie in der Regel höhere Renditen als vergleichbare Anleihen aus Industrienationen bieten und zugleich einen starken Diversifikationsvorteil haben.
Wie stark beeinflussen politische Rahmenbedingungen wie etwa die EU-Taxonomie oder geopolitische Spannungen diese Einschätzung? - Unter Nachhaltigkeitsaspekten sind Regionen mit starken und glaubwürdigen Verpflichtungen besonders interessant – wie eben auch Europa. Hier wurden in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte bei klimabezogenen Regulierungen, der EU-Taxonomie und dem EU-Green-Bond-Standard erzielt. Europa steht an der Spitze nachhaltiger Investitionen. Gleichzeitig sollte jedoch der Impact und die zusätzliche Wirkung von Green Bonds nicht außer Acht gelassen werden. Unter diesem Gesichtspunkt rücken die Schwellenländer in den Vordergrund, da sie dem ursprünglichen Ziel von Green Bonds entsprechen, Kapital aus den Industrieländern in die Finanzierungsbedürfnisse der Schwellenländer zu lenken.
Wie hat sich das Risiko-Rendite-Profil von grünen Anleihen im Vergleich zu traditionellen Bonds zuletzt entwickelt? - Das Green-Bond-Universum hat sich in den vergangenen Jahren deutlich vergrößert und bietet inzwischen ein solides, gut ausbalanciertes und global diversifiziertes Exposure am Anleihemarkt. In sechs der vergangenen neun Jahre hat es den konventionellen globalen Anleihemarkt übertroffen. Das Anlagespektrum weist eine vergleichbare Duration wie der traditionelle Anleihemarkt auf, mit einer leichten Ausrichtung hin zu Euro- und Unternehmensanleihen.
Welche Vorteile sollen denn Investoren haben, die langfristig auf Nachhaltigkeit setzen? - Angesichts der wiederkehrenden Unterminierungen von US-Institutionen und der engen Creditspreads ergibt sich ein überzeugendes Argument für Anleger, die attraktive Renditebewertungen nutzen und gleichzeitig einen diversifizierten Ansatz verfolgen möchten. Nach mehr als zehn Jahren Markthistorie zeigen Studien zunehmend, dass Emittenten von Green Bonds ihre CO₂-Intensität schneller verringert haben als solche traditioneller Anleihen – das spricht für ihre Glaubwürdigkeit. Damit ist das Green-Bond-Universum potenziell deutlich geringeren ESG- und klimabezogenen Tail Risks ausgesetzt als der Gesamtmarkt.
Die Nachfrage nach Green Bonds ist weltweit gestiegen – trotz einer gewissen Anti-ESG-Stimmung vor allem aus den USA kommend. Welche Investoren treiben diesen Trend aktuell besonders – institutionelle Anleger, Staaten oder zunehmend auch Privatinvestoren? - Der Großteil der Kritik an ESG-Investments kommt aus den USA, die jedoch nie eine treibende Kraft bei der Nachfrage nach Green Bonds waren. Tatsächlich haben Green Bonds die Anti-ESG-Rhetorik weitgehend unbeschadet überstanden: Die Emissionen 2024 erreichten Rekordhöhen, und auch 2025 befindet sich der Markt auf dem Weg, das zweitgrößte Emissionsjahr in seiner Geschichte zu erleben. Dies deutet nicht nur darauf hin, dass Green Bonds ein besonders effizientes Instrument für Emittenten sind, die ihre Transformationsprojekte finanzieren möchten, sondern auch, dass die Nachfrage von Anlegerseite weiterhin stark ist. Europa stand dabei im Zentrum dieser robusten Nachfrage, insbesondere bei institutionellen Investoren wie Pensionsfonds. Mittlerweile finden Green Bonds zunehmend auch Eingang in die Portfolios von Privatanlegern, die erkennen, dass sie eine glaubwürdige Alternative zu traditionellen Anleihen darstellen können. Gleichzeitig beobachten wir eine wachsende Nachfrage im Asien-Pazifik-Raum, wo Taxonomien eingeführt und Netto-Null-Verpflichtungen von institutionellen Investoren übernommen werden.

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