Kommentar

„Make America Sad Again“

Der US-Präsident kann seinen bisherigen Slogan „Make America Great Again“ kübeln. Wird doch die Zollpolitik bewirken, dass viele Amis schon bald die Köpfe hängen lassen.

Veröffentlicht

02.04.2025

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Trump Musk Vance
© KEVIN DIETSCH / AFP Getty / picturedesk.com
US-Präsident Donald Trump, Milliardär Elon Musk und Vizepräsident J.D.Vance eregen die Gemüter.

1600 Pennsylvania Avenue NW, Washington, DC 20500, Vereinigte Staaten. An dieser Adresse befindet sich das Weiße Haus, der Amtssitz des Präsidenten der USA. Was im Detail im Oval Office, dem Präsidentenbüro im westlichen Teil des Bauwerks liegt, tatsächlich abgeht, wissen wir nicht. Aber um den Nachrichtenstrom rund um die Zollpolitik des aufgeregt agierenden und mit der Zollkeule schwingenden Staatslenkers kommt keiner herum. Da stellt sich die Frage, was das ganze Theater soll? Und es stellt sich auch die Frage, ob die Amis tatsächlich als Gewinner aus ihrer irritierenden Zollnummer rauskommen werden.

Wer in den Annalen blättert, findet Einträge, die der aktuellen Situation ähneln. Schon in den 1920er-Jahren erwies sich eine protektionistische US-Politik samt Zöllen als Bumerang. 1922 unterzeichnete der damalige republikanische US-Präsident Warren G. Harding das Fordney-McCumber-Zollgesetz und brachte damit den Stein ins Rollen. Als Folge des Gesetzes brachen den Amerikanern die Märkte weg und vor allem Farmer und Industriearbeiter zogen den Schwarzen Peter. Europäische Staaten und auch Länder wie Kanada, Australien oder Mexiko reagierten mit Vergeltungszöllen. Dennoch landete etwa Europa in der Schuldenfalle.

Mit Zöllen spielt man nicht

Obwohl die negativen Folgen der Fordney-McCumber-Zölle ausuferten, wurde das Gesetz nicht revidiert. Ganz im Gegenteil. Im Mai 1929 setzten der Senator Reed Smooth und der Abgeordnete Willis C. Hawley noch einen drauf und boxten ein nach ihnen benanntes zweites Zollgesetz durch. Dann war fast schon aller Tage Abend. Und wohin das Ganze geführt hat, ist bekannt: Das Platzen der Spekulationsblase an der New Yorker Börse am 25. Oktober 1929 und die protektionistische Politik hüben und drüben des Atlantiks mündeten in Massenarbeitslosigkeit und Weltwirtschaftskrise.

Geht es nach den Einschätzungen von Wirtschaftsforschern und Finanzmarktexperten, wird der aktuelle Zollstreit der globalen Konjunktur schaden, wobei die USA mit den stärksten Auswirklungen zu rechnen haben. Die Moral aus der Geschicht´: Mit Zöllen spielt man nicht!

Robert Winter

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Robert Winter

Finanzjournalist

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