Uniqa-Vorstand: Keine Abkehr vom Klimaschutz
Rene Knapp ist Mitglied des Vorstands der Uniqa Insurance Group AG und verantwortlich für Asset Management, Personal Lines, People & Brand.
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Sie haben unlängst den Transitionsplan zur Erreichung der Netto-Null-Ziele präsentiert. Die Uniqa steigt bis 2030 aus Kohle und Öl aus, bis 2035 auch aus Gas. Wie werden Sie diese Assets los, ohne Verluste zu machen?
Renè Knapp: Prinzipiell ist es wichtig, einen Plan zu haben, wie man das macht. Es ist klar, dass der Wandel zu einer zukunftsfähigen, klimafitten Finanzwirtschaft Herausforderungen birgt. Aber um die konkrete Frage zu beantworten: Wir hatten ja bereits im Jahr 2019 den Bereich Kohle bei den Direktinvestments unter Ausschluss gesetzt und haben dann in den Folgejahren diesen Plan konsequent umgesetzt. Das haben wir ohne negative Effekte geschafft, und ähnliches erwarten wir bis 2030 auch bei Öl und in Folge bei Gas.
Um wie viel geht es da?
Das Exposure ist überschaubar, da sprechen wir von Nullkomma-fünf Prozent – das sind rund 120 Millionen Euro – unserer gesamten Investments. Schritt eins ist bei uns immer der Stopp der Neuinvestition, in Schritt zwei sprechen wir mit den Unternehmen, inwiefern sie ihr Geschäftsmodell transformieren, und dann kommt erst als dritter Schritt das Abstoßen der Assets.
Die Uniqa Insurance Group AG hat als erste österreichische Versicherung ihren Transitionsplan zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen vorgestellt. Der Plan umfasst den Ausstieg aus Kohle und Öl bis 2030 und Erdgas bis 2035 in der Veranlagung und im Versicherungsgeschäft. Ziel ist es, bis 2040 in Österreich und bis 2050 im Gesamtkonzern Netto-Null-Emissionen zu erreichen.
Das klingt eigentlich ganz einfach.
Das geht nicht immer einfach und friktionsfrei, aber wir verfolgen das mit voller Anstrengung, um unser Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu erreichen.
Wo schichten Sie diese Investments um?
Wir stärken die nachhaltigkeitsorientierten Investments. Da stehen wir derzeit bei einem Volumen von etwas mehr als 2 Milliarden Euro.
Auch im Underwriting gilt beispielsweise der Ausstieg aus Kohle oder Öl bis 2030 und Gas bis 2035. Sie werden also Kunden kündigen?
Wir haben uns über viele Jahre hinweg darum bemüht, Business-Kunden für uns zu gewinnen. Wir wollen sie also nicht verlieren, sondern sie bei der Transformation begleiten. Wie bei den Assets ist aber der Anteil der fossilen Kunden sehr überschaubar. Wir sprechen da von etwa 0,2 Prozent des Prämienvolumens. Das sind derzeit rund 60 Bestandskunden im Kohlesektor und etwas mehr als 100 Kunden im Öl- und Gasbereich. Aber auch hier glauben wir, dass sich am Ende des Tages der Großteil der betroffenen Kunden der Transformation stellen wird.
Für die Transformationsbegleitung haben Sie mit Uniqa Sustainable Business Solutions erst vergangenes Jahr ein eigenes Unternehmen gegründet. Wie läuft es?
Wir haben im Geschäftsbereich des Corporate Business schon seit vielen Jahre Kunden auch rund um Klimarisiken beraten und ihnen so bei der Transformation geholfen. Mit dem Subunternehmen UNIQA Sustainable Business Solutions bieten wir jetzt auch Unternehmen, die nicht zu unseren Kunden zählen, Unterstützung über Versicherungen hinaus an. Nach einem halben Jahr können wir noch keine Zahlen nennen, sind aber positiv überrascht, wie viel Interesse herrscht.
In der Vergangenheit gab es prominente Austritte aus der Net-Zero Insurance Alliance (NZIA) wie Allianz oder Axa. Wie sind diese zu beurteilen?
Wir sind nicht Teil der NZIA, darum kann ich wenig dazu sagen. Man bekommt mit, dass es da kartellrechtliche Bedenken gab, auch politischer Druck aufgebaut wurde und darum manche aussteigen mussten. Die betroffenen Versicherer wollen aber trotzdem an vielen Klimazielen festhalten. Wir haben mit der österreichischen Green Finance Alliance jedenfalls eine Initiative, bei der niemand austritt, sondern stets neue Mitglieder dazukommen. Das hat Vorteile: Man hat gleichgesinnte Austauschpartner, bekommt sehr viele Best-Practice-Insights, erhöht stark die Transparenz und entwickelt Lösungsansätze.
Trotzdem gibt es weltweit einen gewissen Backlash beim Klimaschutz. Trump in den USA, und auch die FPÖ leugnen immer wieder den von Menschen gemachten Klimawandel oder wollen sich aus der Verantwortung stehlen. Es könnte da ja auch politischen Druck auf die Green Finance Alliance geben.
Ich kann nicht einschätzen, wie hoch der politische Druck werden könnte. Aber: Wir steigen sicher nicht aus. Ich kann Ihnen auch sagen, wieso: Wenn man sich diesen langfristigen Zielen wie Netto-Null-Emissionen verschreibt, dann liegen diese doch sehr weit in der Zukunft. Und wenn ich es ernst meine, dann brauche ich kleinere Zwischenschritte. In diese Richtung bewegen wir uns, und da geben die Allianzen Wege vor, wie es funktionieren kann. Deswegen halten wir es für extrem wichtig, auch in unserer eigenen Orientierung.
Was wäre so eine wichtige Erkenntnis?
Etwa die Herleitung der Zwischenziele. Um ganz klar zu sein: Wie gehe ich im Bereich Underwriting oder im Asset Management sowie in der eigenen Betriebsführung damit um? Wo fange ich an, wo setze ich meine Zwischenziele?
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft rechnet mit einer Verdoppelung der klimabedingten Schäden bis 2050. Das bringt Geschäftskonzepte ins Wanken?
Wir müssen uns bewusst sein, dass bei allen unseren Maßnahmen zu Netto-Null und einer Dekarbonisierung der Wirtschaft eine gewisse Erderhitzung trotzdem stattfindet. Das heißt, man muss sich auch darauf vorbereiten, dass wir in einem Umfeld leben, in dem Naturkatastrophen in größerer Häufigkeit und mit stärkeren Auswirkungen auftreten können. Und deswegen braucht es auch Lösungen. Wenn die Schadenlast steigt, dann müssen die Prämien steigen. Es sind aber nicht alle im gleichen Ausmaß betroffen. Für diejenigen, die dann etwas versichern möchten, wird es sehr teuer. Deswegen glauben wir, dass es kollektive Lösungen braucht, etwa die Integration in die Feuerversicherung.
Wenn man sich die öffentliche Diskussion und die letzten Wahlen so anschaut, dann hat die Wahrnehmung und die öffentliche Bedeutung des Klimaschutzes doch abgenommen.
Ich denke, das Thema ist für viele Menschen schwierig, weil es um lange Zeiträume geht. Klimaziele liegen oft Jahrzehnte in der Zukunft, und selbst deren Erreichen bedeutet oft nur, Verschlechterungen zu begrenzen – und nicht, dass etwas besser wird. Das macht es schwer, das Thema im Bewusstsein der Menschen zu halten, vor allem in einer Welt, in der andere Themen oft vordrängen. Allerdings nehmen wetterbedingte Naturkatastrophen und deren Auswirkungen wie Hochwasser oder Waldbrände zu. Der Druck der Realität wird stärker – sei es durch Naturkatastrophen oder neue Temperaturrekorde wie 2024, das heißeste Jahr seit Messbeginn. Die Fakten zwingen zum Handeln, denn Nichtstun ist keine Option. Es braucht Veränderungen, zu denen jeder beitragen muss.

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