Alexander Schütz: "Das hat man oder hat man nicht"
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Entrepreneur, Risikokapitalgeber, Ästhet, Sammler, mehrfacher Schlossherr. Immobilien-Fan und Besitzer einer reichhaltigen Kollektion an antiquarischen Zahlungsmitteln. Das sind einige Passionen, die dem 1967 in Linz geborenen Manager Alexander Schütz, der 1991 die C-Quadrat Investment Group gründete, eigen sind. Die Börsianer-Redaktion besuchte Schütz in seinem noblen Büro am Wiener Stephansplatz, um im Interview herauszufinden, wie so viele Interessen unter einen Hut zu bringen sind.
Herr Schütz, Sie haben sich als Investor einen Namen gemacht. Aber wie kam es dazu, dass Sie eine Sammlung an historischen Zahlungsmitteln gekauft haben? – Alexander Schütz: Professor Karl Stifter ist ein Freund von mir. Er ist sein Leben lang viel gereist und hat nach antiken oder vormünzlichen Zahlungsmitteln gesucht. Er trug rund 2.200 außerordentliche Exponate zusammen und wollte die Sammlung weitergeben. Er hat mich gebeten, dass ich mich um die Kollektion kümmere. Mit dem Wunsch, dass die Sammlung ausgestellt wird und damit eine gewisse Popularität erfährt.
Wo sollen die Artefakte ausgestellt werden? – Wir überlegen noch. Es gibt viele neue Museen im Mittleren Osten, in Abu Dhabi, in Dubai oder auch Saudi Arabien. Da gäbe es Möglichkeiten. Wenn das nicht klappt, überlegen wir in Wien zu beginnen und eine Ausstellung im ersten Bezirk zu machen.
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Was sind die kuriosesten Gegenstände der Sammlung? – Die Bandbreite ist sehr groß und umfasst Halsringe, Kanonenrohre, Wurfbeile, Muscheln, geschnitzte Gegenstände und vieles mehr. Man glaubt gar nicht, womit in früheren Zeiten bezahlt werden konnte.
Ist die Übernahme der Kollektion auch Ausdruck Ihrer Sammelleidenschaft? – Ja. Das hat man oder hat man nicht, glaube ich. Ich habe schon während der Schul- und Studienzeit antiquarische Bücher gesammelt. Und wollte schon immer historische Globen sammeln. Aber die waren anfangs zu teuer. Nachdem wir C-Quadrat gegründet haben, war ich häufig in London. In der britischen Hauptstadt gab es ausgezeichnete Antiquitätengeschäfte, die sehr schöne antiquarische Globen anboten. Kleinere kosteten rund 30.000 Pfund, große rund 70.000 Pfund. Nach vielen Jahren konnte ich mir Globen leisten. Jeder Globus erzählt eine Geschichte, weil genau zu der Zeit, zu der er entstanden ist, die politische Situation anders war und sich verändert hat. Das macht Globen für mich so besonders spannend. Mittlerweile habe ich rund 40 davon.
Sie neigen zu ausgefallenen Investments. Was stand da noch auf Ihrer Liste? – Die Steigerung sind Schlösser. Mein erstes Schloss im deutschen Burgbrohl habe ich vom Maler Gottfried Helnwein übernommen. Ich war bei Helnwein auf Besuch und kaufte ihm einige Bilder ab. Gegen eine Aufzahlung einiger hunderttausend Euro bot er mir auch noch das Schloss an. Ich habe es per Handshake erworben. Und bin also mit einigen Bildern und einem Schloss nach Hause gekommen. Nachdem ich über die Jahre hinweg nur zwei Mal dort war, habe ich es wieder verkauft. Ich besaß auch eine Zeit lang ein Schloss in Rumänien. Das Wiener Schloss in Neuwaldegg habe ich nach wie vor. Dort befinden sich meine Globen.
Ihr Büro liegt im Herzen von Wien mit sehr schönem Ausblick auf den Steffl – was reizt Sie eigentlich an Immobilien? – Schöne Immobilien machen mir Spaß. Die Käufe sind auch ein bisschen ein Hobby von mir. Und ich habe als Immobilieninvestor noch nie Geld verloren. Ich hoffe, dass das so bleibt. Ich habe vier Jahre lang einen Palazzo am Canals Grande in Venedig umgebaut und sehr schön hergerichtet und dabei acht Millionen Euro investiert. Ich hatte eigentlich erwartet, dass der Palazzo gut zu verkaufen ist. Dem ist aber nicht so. Mit dem Palast werde ich keinen Gewinn machen.
Sie gelten auch als Weinexperte. Ist Wein für Sie eine Wertanlage oder einfach eine Passion? –
Bis vor zwei Jahren war es eine sehr gute Wertanlage. Seither sind die Preise relativ stark gesunken, weil Russen und Chinesen als Käufer ausgefallen sind. Wein ist eigentlich eine gute Veranlagung. Der Wert kann steigen. Und man kann den Wein einfach trinken. Das ist wie bei einem schönen Bild. Egal ob der Wert steigt oder fällt, man hat jedenfalls den Genuss bei der Betrachtung. Nachdem Wein konsumiert wird, werden gute Tropfen immer seltener und verknappen sich von selbst. Das ist fast so wie bei Bitcoin.
Stichwort Bitcoin – sind Sie bei Kryptowährungen engagiert? – Nein, leider nicht. Man hätte als Investor viel Geld verdienen können, habe ich aber nicht. Ich habe aber ohnehin lieber liquide Investments, wie etwa Wein, den man notfalls auch austrinken kann.
Kommen wir zum Business - woraus besteht eigentlich Ihr aktuelles Tagesgeschäft? –
C-Quadrat ist weiter wichtig. Das ist meine Cash Cow, die immer spannend ist. Die Tätigkeit ist für mich nicht sehr aufwendig, weil ich im Unternehmen seit 35 Jahren arbeite. C-Quadrat beschäftigt mich etwa zwei Tage pro Woche. Wir haben einiges umgestellt und sind auch bei Alternative Investments, Mezzaninkapital oder Private Equity aktiv.
Bei welchen Unternehmen sind Sie noch engagiert? – Beim Cybersecurity-Unternehmen Cyan AG. Cybersecurity ist ein Riesenthema. Cyan ist ein österreichisches Unternehmen, das die Aufgabe hatte, österreichische Botschaften im Ausland zu schützen. Daraus entstand die Idee, die Software auch für Telekoms anzubieten. Wir schützen Endgeräte, mobile Telefone und kleine Unternehmen. Das Geschäft entwickelt sich extrem gut und ist vom Markt noch ein bisschen unbemerkt.
Seit wann sind Sie an Bord? – Ich habe mich vor rund acht Jahren beteiligt. Wir haben Cyan an die Börse gebracht, aber die Zeit der Implementierung und des Verkaufszyklus unterschätzt. Wir dachten, dass wir in sechs bis acht Monaten eine Telekom überzeugen können. In Wirklichkeit brauchten wir zwei Jahre. Nachdem wir an die Börse gegangen sind, stieg der Kurs auf rund 38 Euro. Danach folgte ein Absturz auf unter einen Euro, weil die Gesellschaft die Zahlen nicht erreicht hat. Inzwischen ist das Unternehmen lange genug am Markt und sehr erfolgreich.
Waren Sie zwischenzeitlich nicht verleitet, aufzugeben? – Ich hatte mich da verbissen. Ich habe mehrere Kapitalerhöhungen gezeichnet und einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag investiert. Die Quote des wiederkehrenden Umsatzes beträgt beim cloudbasierten Modell, bei dem Cybersicherheitsdienste über ein Abonnementmodell angeboten werden, 97 Prozent. Das ist wie ein Sparbuch. Das ist wie bei fondsgebundenen Lebensversicherungen, in die Kunden jeden Monat nachinvestieren. Als Investor kann man einfach ruhig schlafen, egal ob ein Crash kommt oder nicht. Mit 97 Prozent wiederkehrendem Umsatz bei der Cyan AG dauert es halt länger. bis sich die Zahlen in einer Kurssteigerung niederschlagen. Aber es kommt.
Wie viele Kunden betreut Cyan aktuell? – Vor zwölf Monaten hatten wir rund eineinhalb Millionen Kunden. Jetzt vermute ich, dass es mindestens drei Millionen sind. Wenn eine solche Dynamik entsteht, zieht der Kurs ordentlich nach oben. Wer bei Telekoms im Geschäft ist, fliegt nicht mehr raus, weil man tief in den Rechenzentren der Anbieter verankert ist. Wir haben in verschiedenen Ländern Magenta als Kunden und in 22 Staaten einen Gruppenvertrag mit Orange. In Amerika starten wir jetzt mit Claro Chile, einem Unternehmen, das Teil der America Movil-Gruppe ist und unter der Leitung des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim 500 Millionen Kunden betreut. Gemeinsam mit dtac, einem Teil der Telenor Group, vertreiben wir seit März 2022 in Thailand erfolgreich unsere Cybersecurity-Lösungen im Endkundengeschäft und erreichen dabei rund 20 Millionen Nutzerinnen und Nutzer. Als Nächstes werden wir versuchen, das Engagement in Afrika auszubauen. In Reunion oder auch in der Karibik haben wir bereits Kunden.
Haben Sie noch einen anderen Hoffnungsträger? – Die Alex Schütz Familienstiftung hält 45 Prozent an Slimbiotics, einem Spezialisten im Probiotika-Bereich. Das Unternehmen wurde gemeinsam mit Helmut Essl 2019 gegründet und ließ Bakterienstämme patentieren, die schlank machen. Für den USA-Vertrieb sorgen DSM mit dem Produkt Culturelle sowie das Wellness-Unternehmen Arrae. In Frankreich haben wir mit SuperSmart einen Vertrieb für Europa. Mit den von uns offerierten Kapseln verliert man vielleicht ein oder zwei Kilo. Wichtiger ist aber, dass das Mittel sehr gut gegen die alkoholische und nicht alkoholische Fettleber wirkt. Davon ist in den USA jeder Zehnte betroffen. Da steht also ein riesiger Markt offen. Jetzt gilt es, das Unternehmen entsprechend aufzubauen. Wenn wir in zwei Jahren zehn oder 20 Millionen Euro Umsatz machen, werden wir an einen Verkauf denken.
Was war Ihr bislang schlechtester Deal? – (Lacht). Ich habe vor kurzem darüber nachgedacht und war schockiert, wie viele es eigentlich waren. Die Beteiligung an einem Unternehmen, das bifokale Kontaktlinsen hergestellt hat, war ein Flop. Bei einem afrikanischen Unternehmen, das Mikrokredite vergab, habe ich einen zweistelligen Millionenbetrag verloren. Dabei bin ich aber auch einem Betrug aufgesessen.
Was halten Sie eigentlich vom österreichischen Kapitalmarkt? – Gibt es so etwas?
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