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Börsianer Salon: Kulturschock bei der Übernahme

Nach dem M&A-Signing ist vor dem Wertschöpfungsgewinn. Welche Hürden genommen werden müssen, damit Unternehmen nachhaltig von M&A profitieren, diskutierten Expertinnen beim heutigen Börsianer Salon.

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16.09.2025

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© Börsianer/Barbara Ster

Warum scheitern 80 Prozent der M&A-Deals, wurde heute das hochkarätige Podium beim Börsianer Salon zum Thema "Wachstum durch Übernahmen" im Mezzanin am Schottentor in Wien gefragt. Und, wie gelingt eine erfolgreiche Übernahme. Was muss man für nachhaltige Wertschöpfung tun?

"Es gibt nicht das eine Erfolgsrezept, aber transparenten Kommunikation ist der Schlüssel. Von Rezeptionistin bis Vorstand muss jedem erklärt werden, warum diese Transaktion stattfindet. Und dann ist natürlich das Szenariendenken enorm wichtig. Der Bereich ist im Due Dilligence Prozess leider noch sehr unterentwickelt. Ich muss mir die Frage stellen, ob das zu übernehmende Asset auch noch in 5 bis 10 Jahren nachhaltig Wert fürs Unternehmen generiert", sagt M&A-Expertin Eva Maria Pusch, Partnerin bei 360 Jet Fuel, die bei jeder großen Transaktion der OMV AG der letzten Jahre mit an Bord war.

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"Transparente Kommunikation und Plattformen schaffen, wo ein Austausch möglich ist", nennt Eva Maria Pusch als Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche M&A-Transaktion.

Auch Stefan Babsch, Geschäftsführer der Strabag Property und Facility Services, der bis 2030 den Auftrag hat den Geschäftszweig zu verdoppeln, erzählte aus der Praxis:

"Integration hat wahnsinnig viele Stellschrauben, das beginnt mit der ersten Ansprache und setzt sich fort im Integrationsprozess. Wir müssen für Verständnis sorgen und zeigen, was die Möglichkeiten sind, damit die Leute nicht ihre Identität verlieren. Das ist der Schlüssel. Das ist immer auch ein Grenzgang. Ich hab schon viel erlebt. Auch von Verkäuferseite. Als Käufer ist man oft auch Trittbrettfahrer."

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"Man muss frühzeitig aufzeigen, wohin die Reise geht", sagt Stefan Babsch, der bei der Strabag seinen Geschäftsbereich bis 2030 verdoppeln soll.

Dieses Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen und das fehlende Verständnis für einander lässt viele M&A-Transaktionen scheitern.

"Speziell bei eigentümergeführten Unternehmen ist nicht immer nur der Preis relevant. Der Eigentümer will sehen, dass das von ihm aufgebaute Unternehmen wertvoll ist und ordentlich fortgeführt wird", meint Claudia Steegmüller, die bei Taylor Wessing das Team für Banken- und Finanzrecht leitet und derzeit in einige M&A-Prozessen involviert ist.

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"Unternehmensnachfolge findet nicht mehr so statt wie früher. Wenn die Familie nichts findet, sind Private Equity Fonds manchmal die bessere Alternative", meint Claudia Steegmüller

Die wahre Arbeit beginnt nach dem Closing der Transaktion, ist sich das Podium einig. Gerade in dieser Phase gilt es, Verantwortliche in Schlüsselpositionen zu halten.

"Früher hat es 6 bis 12 Monate bis zum Closing gedauert. Jetzt sind es oft 18 Monate. Während dieses 1,5 Jahren sind viele handelnde Personen im Zielunternehmen sehr gefordert. Das ist kein Business as usual, die stehen unter immensen Druck, alles Mögliche zu liefern. Wenn so ein großer Druck aufgebaut wird, kann es schon sein, dass handelnde Personen ihre Boni noch abwarten und dann gehen", sagt M&A-Expertin Raffaela Uhl, Partnerin bei der BDO Austria.

"Exklusivität ist wichtig. Bei strategischen Investoren schafft das Entspannung für beide Seiten. Da ist ein Kennenlernen möglich, ohne dass man dem Preiskampf ausgesetzt ist", sagt BDO-Partnerin Raffaela Uhl.

Was braucht es also, um den Kulturschock zu lindern? Am besten eine Strategie, die über die 100 Tage hinausgeht. "Das kann man nicht einimpfen, das ist ein Prozess, den man immer wieder begleiten und Zeit geben muss", sagt Stefan Babsch.

Hier habe ich das fantastische Podium für dich: Stefan Babsch (Strabag), Claudia Steegmüller (Taylor Wessing), Ingrid Krawarik (Börsianer), Raffaela Uhl (BDO Austria) und Eva Maria Pusch (360 Jet Fuel). Börsianer-Geschäftsführerin Valentina Stark gesellte sich auch dazu.
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Waltraud Kaserer wollte wissen, wie Teams aufgestellt werden müssen, damit es zu keine Culture Clash kommt.
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Gerlinde Layr-Gizycki (Inamera) unterhielt sich prächtig.
Börsianer Insider

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Börsianer Insider

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