Chancen und Risiken der Blue Economy
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Die nachhaltige Nutzung der Meere und Küsten hat einen beträchtlichen Wert. Die Blue Economy, zu der u.a. Fischerei und Schifffahrt gehört, wird auf mehr als 1,5 Billionen US-Dollar pro Jahr geschätzt. Zudem sichern die Ozeane den Lebensunterhalt von rund 3 Milliarden Menschen.
Für den wichtigen Erhalt fehlen jährlich 500 Milliarden US-Dollar. Hier bieten sich für Investoren Chancen. Drei Probleme, drei Lösungsansätze:
1. Überfischung
Wenn zu viele Fische eines Bestands gefangen werden, sodass nicht genug adulte Tiere verbleiben, um sich fortzupflanzen und die Population aufrechtzuerhalten. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird aktuell ein Drittel der erfassten Fischbestände weltweit über ihre biologischen Belastungsgrenzen hinaus befischt.
Zunächst muss verantwortungsvolle Fischerei- und Aquakulturpraktiken zur Norm und der Konsum von tierischem Eiweiß verringert werden – hin zu pflanzlichen Alternativen. Investoren sollten dabei von Unternehmen erwarten, dass sie die Anwendung nachhaltiger Fischereipraktiken nachweisen, die Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferkette für Meeresfrüchte garantieren und Maßnahmen zur Minimierung negativer Auswirkungen auf die Meeresumwelt ergreifen. Auch die Politik sollte durch Fangvorschriften zur Reduzierung der Überfischung und langfristige Pläne zur Verringerung des Beifangs Schutzmaßnahmen gewährleisten.
2. Verschmutzung
Schadstoffe schädigen das Ökosystem erheblich. Kläranlagen und Pestizide können zudem Eutrophierung (Anreicherung von Nährstoffen in ursprünglich nährstoffarmen Gewässern) verursachen, indem sie das übermäßige Wachstum von Algen und Phytoplankton fördern. Dies führt zu toten Zonen im Ozean, in denen der Sauerstoffgehalt so niedrig ist, dass keine einheimischen Pflanzen oder Tiere überleben.
Da die Verschmutzung durch Kunststoffe ein globales Problem darstellt, ist ein umfassendes internationales Abkommen erforderlich. Es sollte den politischen Rahmen schaffen und Investitionen in Infrastruktur, Innovation und Ausbildung fördern. Investoren können ihren Einfluss geltend machen, um Unternehmen und Politiker auf umweltschädliche Praktiken hinzuweisen und Maßnahmen wie die Reduzierung von Einwegplastik in den Meeren sowie verbesserte Verfahren zur Chemikalienentsorgung zu fordern.
3. Tiefseebergbau
Das bezeichnet den Abbau von Mineralvorkommen auf dem Meeresgrund in Tiefen von mehr als 200 Metern. Trotz Forschungsergebnisse, die auf erhebliche Schäden an marinen Ökosystemen hinweisen, wächst das Interesse an den Mineralvorkommen im Meeresboden. Denn wichtige Metalle wie Kupfer und Nickel, werden zunehmend knapp.
Der Tiefseebergbau in internationalen Gewässern könnte bereits 2026 beginnen, weshalb dringend Vorschriften erforderlich sind. Aufgrund der geringen Erforschung der Tiefsee gibt es große Wissenslücken über ihre Biodiversität und Ökosysteme. Regierungen sollten sicherstellen, dass sie sich der Risiken vollständig bewusst sind und alternative, umweltfreundlichere Methoden prüfen, bevor sie Genehmigungen erteilen. Angesichts des hohen Risikos und der begrenzten wissenschaftlichen Daten sollten Länder, Unternehmen und Investoren einen Stopp des Tiefseebergbaus in Erwägung ziehen, bis mehr Erkenntnisse vorliegen und bessere Alternativen entwickelt sind. Unternehmen sollten zudem transparent darlegen, wie sie in ihrer Lieferkette mit Tiefseemineralien in Verbindung stehen und sicherstellen, dass sie ihre Rohstoffe verantwortungsvoll beschaffen.

Autor
Gastkommentatorin