Kapital mit Wirkung: nachhaltig investieren und Impact erzielen
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Gerade ist Ihr Buch Nachhaltig investieren für Dummies in zweiter Auflage erschienen. Welches Kapitel mussten Sie am intensivsten umschreiben? – Alexandra Bolena: Es gab drei Kapitel, die ich intensiv überarbeiten musste – eines davon sogar zweimal. Nämlich das Kapitel „Die SDGs als Wegweiser zu nachhaltigen Investments“, welches Kapitalmarktthemen in Zusammenhang mit dem EU‑Taxonomie-Regelwerk behandelt. Da geht es um die Regulatorik. Es war zwar klar, dass die Taxonomie laufend weiterentwickelt wird, aber mit dem Omnibus im Februar 2025 werden einige als fix geltende Bestimmungen wieder hinterfragt.
Was könnte letztlich dazu führen, dass nachhaltigen Investoren Daten fehlen? – Fakt ist: Auch wenn die Offenlegungsverordnung (SFDR) nicht prinzipiell infrage gestellt wurde, wurde ihr die notwendige Datengrundlage entzogen. Denn wenn die Zahl der Unternehmen, die nach CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) Nachhaltigkeitsberichte erstellen müssen, massiv schrumpft – und danach sieht es aktuell aus –, dann fehlen der Finanzindustrie schlichtweg Daten, um ihre Produkte in puncto Nachhaltigkeit valide klassifizieren zu können. Es bleibt also spannend!
Sie prüfen Finanzprodukte nach ESG-Kriterien. Worauf sollten Anleger achten, um Greenwashing zu erkennen? – Das Hauptproblem liegt in der Datenqualität und Vergleichbarkeit. Viele Anbieter legen heute ESG-Kennzahlen offen – aber die zugrunde liegenden Methoden sind oft unterschiedlich oder intransparent. Ein häufiger Schwachpunkt ist, dass E, S und G nicht gleich gewichtet oder unterschiedliche Zeiträume betrachtet werden. Vage Formulierungen wie „Wir berücksichtigen Nachhaltigkeit“ oder „Wir fördern den Wandel“, ohne messbare Ziele, Benchmarks oder Impact-Berichte, sind hingegen ein Alarmsignal für Greenwashing. ESG ist nun kein hübsches Etikett mehr, sondern ein Prozess – Transparenz, Nachvollziehbarkeit und unabhängige Prüfung sind die besten Indikatoren für Glaubwürdigkeit.
Es gibt seitens der EU einige neue Regeln, die jetzt mehr Transparenz schaffen. – Ja, die Guidelines der European Securities and Markets Authority (ESMA) schreiben seit Mai vor, dass Fonds Begriffe wie „Nachhaltigkeit“ oder „ESG“ nur dann im Namen führen dürfen, wenn mindestens 80 % der Investitionen den im Namen suggerierten Merkmalen entsprechen. Zusätzlich müssen mindestens 50 % als „Sustainable Investments“ gemäß SFDR qualifiziert sein. Fonds mit Umwelt- oder Impact-Bezug müssen außerdem Ausschlusskriterien einhalten, etwa nach Paris Aligned Benchmark (PAB) oder Climate Transition Benchmark (CTB). Parallel gibt es Bestrebungen, die Vergleichbarkeit von ESG-Datenanbietern zu erhöhen – durch einheitliche Standards oder zumindest transparente Offenlegung.
Sie verstehen sich auch als Expertin für Impact Investing. Wie werde ich Impact-Investorin – und warum? – Impact Investing geht über ESG hinaus: Es bedeutet, Kapital gezielt und mit Intention so einzusetzen, dass messbar positive ökologische oder soziale Wirkungen entstehen – zusätzlich zur finanziellen Rendite. Der Unterschied liegt genau in dieser Intentionalität und der Additionalität: Beim Impact Investment will ich eine zusätzliche positive Wirkung erzielen, nicht nur Schaden vermeiden. Ich investiere also bewusst in Lösungen – etwa in Mikrofinanz, bezahlbaren Wohnraum, Bildung, erneuerbare Energien oder Unternehmen mit gesellschaftlich positiver Wirkung. Impact-Investorin wird man, indem man sich fragt: „Was möchte ich konkret verändern – und welches Kapital kann ich dafür einsetzen?“ Das kann über Anleihen oder auch direkte Beteiligungen geschehen. Wichtig ist, dass die Wirkung gemessen und überprüft wird – mit klaren KPIs und regelmäßigem Reporting. Schließlich ist Kapital eine Sprache, die weltweit verstanden wird. Wenn wir es konsequent für Lösungen einsetzen, wird es mittels Impact Investing zu einem Instrument des Wandels, nicht nur der Rendite.
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