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Grüne Investments: „Es fehlt weiter an Transparenz“

Nachhaltige Geldanlagen sind oft eine Blackbox – schwer durchschaubar für viele Anlegerinnen und Anleger, meint Robert Zepnik, dessen Unternehmen Zepcon auf nachhaltige Veranlagung spezialisiert ist. Er hat dazu eine umfassende Erhebung durchgeführt. Wir haben nachgefragt.

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24.04.2025

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2 min
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ESG-Finanzexperte Robert Zepnik wollte für eine Studie Antworten von 25 KAGs zum Thema Nachhaltigkeit. Am Ende bleiben offene Fragen.

Wir erleben über den Atlantik hinweg einen ESG-Backlash. Wie stehen die heimischen KAGs zu ihren Nachhaltigkeitszielen? - Robert Zepnik: Es gibt leider tatsächlich einen Rückschlag. Donald Trump tut so, als wären die USA nicht Teil dieses Planeten. Und die Vereinigten Staaten beeinflussen auch Europa – etwa beim populistischen Geschrei über zu viel Bürokratie und den „Omnibus“, wodurch wir zumindest einen Teil der geplanten Transparenz wieder herschenken. Ich unterscheide in meiner Arbeit aber nicht zwischen heimischen und internationalen Kapitalanlagegesellschaften. Meine Kundinnen und Kunden haben Zugriff auf alle am österreichischen Markt verfügbaren Investments.

Sie haben 25 KAGs zu ihren Nachhaltigkeitsstrategien befragt, 13 haben geantwortet. Was sagt das aus? - Ich denke, das sagt viel. Auch wenn leider nicht alle den ersten Fragebogen beantwortet haben – insbesondere die großen KAGs machen meist erst ab Investsummen von mehreren Millionen mit. Deshalb haben wir alle rund 1.500 KAGs zusätzlich über die Plattform investRFP analysiert.
👉 Hier geht’s zu den Ergebnissen der Studie

Sie stellten fest: Artikel-9-Fonds haben oft keine messbaren Impact-Ziele – dabei sollten sie laut SFDR genau das liefern. Wird kurzfristige Performance über langfristiges Denken gestellt? - Leider ja. Die SFDR hat durch die Unterscheidung in Artikel 6, 8 und 9 eine Art Label-Denken gefördert – dabei handelt es sich nur um eine Selbstdeklaration der offenzulegenden Informationen. Das ist einerseits verständlich, da dies für Anbieter mit viel Aufwand verbunden ist, andererseits liefert diese Kategorisierung zu wenig greifbare Aussagen für Anlegerinnen und Anleger.

Die SFDR soll bald reformiert werden! - Ja, es ist ein einfacheres Klassifizierungssystem geplant – ähnlich dem Nutri-Score. Ob das wirklich hilft, bleibt abzuwarten. Viele vermeintlich „grüne“ Investments hatten bisher eher die Performance als Ziel als echte Nachhaltigkeit. Das zeigt sich auch an den Reaktionen auf die bald gültige ESMA-Fondsnamen-Richtlinie: Viele Fonds haben ihren Namen bereits geändert oder planen es – nur wenige passen wirklich ihre Veranlagung an.

Wie sollte nachhaltiges Investieren idealerweise aussehen? - Begriffe wie „Impact“ oder „Transition“ sind aktuell nicht eindeutig definiert – die einen wollen sie erzielen, die anderen davon profitieren. Deshalb habe ich mich intensiv mit den Wirkungskanälen nachhaltiger Geldanlage beschäftigt und versucht, eine konkrete Einteilung der Investmentansätze zu entwickeln.

Wie legt man also richtig grün an? - Echter „Impact“ – und damit auch eine wirkliche „Transition“ – gelingt nur über Active Ownership, also aktives Engagement, Abstimmungen, Sponsoring etc. Aber: Es fehlt an einem verständlichen IMM-System – also an Impact-Messung und -Management, sowie an Transparenz. Ein zentrales Problem ist die US-Dominanz bei Rating- und Stimmrechtsagenturen. Wir brauchen dringend europäische Alternativen! Deshalb mein Vorschlag für alle Anlageprodukte: freiwillige Angaben im Factsheet „Nachhaltigkeit auf einen Blick“ – ESG-Kennziffern eines einheitlichen Anbieters, SDG-Daten, da sie den stärksten Zusammenhang mit Impact aufweisen, und ein paar weitere Nachhaltigkeitskennzahlen – kompakt und übersichtlich.

Daniel Nutz

Autor

Daniel Nutz

Chefredaktion

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