Experte: „ELTIF 2.0 sind ein klassisches Add On-Thema“

Herr Prenner, die Popularität von Private Markets-Investments in Form der sogenannten ELTIF 2.0, dabei handelt es sich um Europäische Langfrist-Investmentfonds, steigt an. Für wen sind diese Fonds geeignet? – Norbert Prenner: Mit ELTIF 2.0-Fonds kann mit geringen Beträgen in Private Equity, Private Debt und andere Veranlagungsmöglichkeiten abseits der öffentlichen Börsen investiert werden. Die Fonds eignen sich besonders zur Erhöhung der Diversifikation. Sie sind ein Ergänzungsinstrument zu herkömmlichen Veranlagungsinstrumenten. Sie sind ein klassisches Add On-Thema, auf das bis zu zehn Prozent einer gesamten Veranlagung entfallen kann. Für die breite Masse von Normalanlegern sind ELTIF 2.0-Fonds nicht geeignet.

Die Liquidität von ELTIFs 2.0 ist im Vergleich zu herkömmlichen Investments gering. Wie wichtig stufen sie diesen Umstand ein? – Aufgrund der geringeren Liquidität müssen Investoren einen langen Atem haben. Die Behaltedauer sollte zwischen sieben und 15 Jahren liegen. Wichtig ist jedoch, dass im Gegensatz zu herkömmlichen Private Markets-Investments, bei denen hohe Mindestveranlagungen nötig sind, ein Ausstieg nach einer gewissen Mindesthaltedauer möglich ist.

Evergreen-ELTIFs sind semi-liquide und müssen deshalb rund 20 bis 30 Prozent Liquidität halten. Wie kann sich das auf die Wertentwicklung niederschlagen? – Die Rendite fällt geringer aus als bei klassischen Private Markets-Investments. Je nach Ausrichtung kann der jährliche Ertrag bei zehn Prozent liegen. Nach Steuer sind sechs bis acht Prozent im Jahr möglich.

Haben Sie ein Beispiel dafür, wie ELTIF 2.0-Fonds investieren? – Weltweit sind mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit einem jährlichen Gewinn von mehr als 100 Millionen US-Dollar in privater Hand. Das eröffnet zahlreiche Investmentmöglichkeiten. Die Schoellerbank bietet einen ELTIF 2.0-Fonds des Vermögensverwalters Blackrock an, dessen Veranlagungen sich aus einer Mischung von Private Equity, Private Debt, Infrastrukturinvestitionen, etwa in Datencenter und Stromnetze oder auch in Sport- und Medienrechte zusammensetzen. Das skizziert, wie groß die Bandbreite der Investmentmöglichkeiten ist.

Wie hoch ist das Risiko, das ELTIF 2.0-Fonds bergen? – Das Risiko ist höher als jenes von Aktienfonds. Und man muss auch berücksichtigen, dass Veranlagungen in Private Markets aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Informationen Vertrauensinvestments sind.

Die Anzahl der verfügbaren ELTIF 2.0-Fonds ist überschaubar. Laut der Ratingagentur Scope können bis 2027 zwischen 200 bis 300 Produkte verfügbar sein. Glauben Sie, dass die Verbreitung bald steigen wird? – Das braucht sicher noch Zeit. Auch unter dem Hintergrund, dass in Österreich verstärkt zum Sparbuch gegriffen oder auf Bausparverträge vertraut wird. Bei Jüngeren ist die Aufgeschlossenheit höher. Trotzdem werden Private Markets für Kleinanleger nie eine große Assetklasse sein.

Verstehen Kunden bereits, worum es bei Europäischen Langfrist-Investmentfonds geht? – Ich glaube eher nicht.

ELTIF 2.0-KESt-Meldefonds in Österreich

Im direkten Vergleich zu herkömmlichen Investmentfonds weisen die in Österreich erhältlichen ELTIF 2.0-Fonds ein geringes Volumen auf. Mit Investments von 288 Millionen Euro ist der AC One Planet ELTIF - OIF R am größten. Zum Vergleich: Der größte europäische Mischfonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities R weist ein Volumen von rund 23,8 Milliarden Euro auf. Beim börsengehandelten Indexfonds iShares Core MSCI World UCITS ETF sind es sogar rund 111 Milliarden Euro.

Angaben per 31. Oktober 2025; Quelle: Scope