Fed senkt Leitzins: Risiken bleiben
Veröffentlicht
Lesezeit
%0A&w=1920&q=75)
Leitzins erstmals 2025 um 0,25 Prozentpunkte gesenkt – neue Spanne: 4 Prozent bis 4,25 Prozent.
Powell nennt gestiegene Beschäftigungsrisiken als Hauptgrund für die Entscheidung.
Märkte reagieren positiv, aber Rezessions- und Inflationsrisiken bleiben bestehen.
Die US-amerikanische Zentralbank hat bei ihrer Zinssitzung am Mittwochabend den Leitzinssatz zum ersten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Die Märkte hatten sich bereits im Vorfeld klar auf eine Zinssenkung eingeschossen – im Mittel wurde eine Reduktion um 0,25 Prozentpunkte erwartet, wenngleich auch ein größerer Schritt mancherorts für möglich gehalten wurde.
Die Maßnahme wurde in der Erklärung mit einem Anstieg der Risiken für die Beschäftigung begründet. Der Offenmarktausschuss legte die neue Bandbreite für den Leitzinssatz mit 4 % bis 4,25 % fest. Die Entscheidung war nicht einstimmig: Stephen Miran, Vorsitzender des Rates der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses (der sein Amt ruhen ließ), votierte für eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte.
Powells Begründung
Die veröffentlichte Zusammenfassung der Wirtschaftsprognosen passt oberflächlich betrachtet nicht zur Zinsentscheidung. Die Einschätzung für das Wirtschaftswachstum wurde für 2025 bis 2027 nach oben revidiert (1,6 %, 1,8 %, 1,9 %), die Arbeitslosenrate für 2026 und 2027 nach unten (4,4 %, 4,3 %) und die Inflation für 2026 leicht erhöht (2,6 %).
Gleichzeitig zeigt die durchschnittliche Meinung des 19 Mitglieder umfassenden Offenmarktausschusses eine schnellere Absenkung des Leitzinssatzes auf ein neutrales Niveau von 3 % als noch im Juni. Für heuer erwartet das durchschnittliche Fed-Mitglied noch zwei weitere Zinssenkungen. Ende 2025 läge das Band dann bei 3,5 % bis 3,75 %.
Powell begründete die Entscheidung auf der Pressekonferenz nicht mit den Prognosen, sondern mit veränderten Risiken. Das Beschäftigungswachstum könnte unter jenes Niveau gefallen sein, das notwendig ist, um die Arbeitslosenrate stabil zu halten.
Märkte positiv, Risiken bleiben
Für die Finanzmärkte ist die geldpolitische Kehrtwende der Fed – von inflationsbekämpfend (hawkish) zu wachstumsfreundlich (dovish) – kurzfristig eine günstige Entwicklung. Sowohl US-Aktien als auch Anleihen profitieren. Generell treibt der KI-Boom die Aktien, während die Fed auf Arbeitsmarktrisiken reagiert. Die lockere Fed-Politik erhöht jedoch den Druck auf den US-Dollar, sich gegenüber einem Währungskorb weiter abzuschwächen.
Ausblick
Risiken für eine ungünstige Marktentwicklung bestehen weiterhin. Eine zu späte Reaktion der Fed könnte zu einem abrupten Abschwung am Arbeitsmarkt und einer Rezession führen (negativ für Aktien). Zudem könnten Zweifel an der geldpolitischen Unabhängigkeit entstehen. Falls vermutet wird, dass politischer Druck die Zinsen beeinflusst hat, könnten die langfristigen Inflationserwartungen steigen (negativ für Anleihen). Trotz der Risiken zeigen sich Märkte und Wirtschaft bislang erstaunlich robust.

Autor
ist er Chefvolkswirt der Erste Asset Management.
Mehr zum Thema #USA
Europa & China: Neue Konjunkturkräfte
%0A&w=3840&q=75)
ESG? Jetzt erst recht!
%0A&w=3840&q=75)
Jetzt ist die Zeit zu handeln – weil Märkte nicht warten

What if… ? Kamala, Donald und das liebe Geld
%0A&w=3840&q=75)
Killt Trump die Klimapolitik?
%0A&w=3840&q=75)