Kommentar

What if… ? Kamala, Donald und das liebe Geld

Egal wie die US-Präsidentschaftswahlen ausgehen - weitreichende Folgen auf die Börsen, den weltweiten Handel und die Konjunktur sind so gut wie fix.

Veröffentlicht

05.11.2024

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Trump und Harris gegenübergestellt
© JEFF KOWALSKY, ANDREW CABALLERO-REYNOLDS / AFP / picturedesk.com

Ende der Woche sind wir gescheiter. Dann ist klar, wer die nächste US-Präsidentschaft antreten wird. So gut wie sicher ist, dass die Volatilität an den Börsen in nächster Zeit ansteigt. Aber das ist hinlänglich bekannt, schließlich haben politische Börsen kurze Beine. Aber was passiert, wenn Kamala Harris den Sieg bei der US-Wahl erringt? Und welche Folgen sind möglich, wenn Donald Trump wieder ans Ruder kommt?

Auf kurze Sicht kann eine neuerliche Regentschaft Trumps den Börsen wegen seiner Pläne für Steuersenkungen und Deregulierung helfen. Der Haken: In absehbarer Zeit werden Protektionismus, Zollerhöhungen und Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung in die USA mit ziemlicher Sicherheit zu einer teils massiven Belastung.

Was Zölle einst auslösten

Welche weitreichenden Folgen ein Schwenk in der Zollpolitik rein theoretisch haben kann, hat sich bereits während der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre gezeigt. Damals verschärfte das Zollgesetz namens Smoot-Hawley Tariff Act die Große Depression. Eigentlich sollte die US-Wirtschaft mit diesem Gesetz geschützt werden. Aber der Schuss ging voll nach hinten los, weil auch andere Staaten an der Zollschraube drehten. Das mündete in einen Einbruch der amerikanischen Importe und Exporte. In Summe gab der gesamte Welthandel stark nach, was die Wirtschaftskrise noch weiter anfachte.

 Relativ klar ist die Gemengelage bezüglich der Umweltpolitik. Trump wird neuerlich einen Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen ansteuern. Das hätte zur Folge, dass wie schon nach der Wahl von 2016 Aktien aus den Sektoren Clean Tech und erneuerbare Energien unter Druck kommen. Sollte Harris das Rennen machen, ist genau das Gegenteil wahrscheinlich.

 Schlechte Nachricht für Europa

Wenn die Republikaner sowohl die Präsidentschaft als auch die Mehrheit im Repräsentantenhaus erzielen, stehen die Chancen für Papiere von Rüstungskonzernen, für zyklische Aktien und jene aus der inneramerikanischen Industrie gut. Und selbst wenn Trump gewinnt und die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernehmen, ist bei US-Aktien zumindest mit moderaten Kursanstiegen zu rechnen. In beiden Szenarien fallen jedoch die Prognosen für defensive Titel und europäische Aktien tendenziell schlechter aus.

 Die von Trump geplanten Steuersenkungen und Zollerhöhungen können in Europa erheblichen Schaden bewirken. Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht etwa davon aus, dass die Maßnahmen eine Belastung für den Euro bringen können. Die europäische Einheitswährung kann sich in Richtung Parität mit dem US-Dollar bewegen, so die Experten. Dazu kommt, dass die im Raum stehenden Handelshemmnisse negative Auswirkungen auf die Investitionen in Europa hätten. Das ist wiederum angesichts der ohnehin vorliegenden Konjunkturschwäche am alten Kontinent keine gute Nachricht. Aber auch im Fall, dass Kamala Harris die Wahl gewinnt, ist Europa nicht aus dem Schneider. Auch Harris hat zwecks Stärkung der amerikanischen Industrie und Belebung des Arbeitsmarkts protektionistische Maßnahmen im Visier. Aber im Unterschied zu Trump könnte man mit einer Präsidentin Kamala Harris wenigstens vernünftig verhandeln.

Robert Winter

Autor

Robert Winter

Finanzjournalist

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