Fondsmanager: „2026 werden die Oberflächen glattgeschliffen.“
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Herr Matejka, Österreich-Aktien haben sich im Jahr 2025 sehr gut entwickelt. Was waren die wichtigsten Ursachen? – Wolfgang Matejka: Die günstige Entwicklung basierte auf Hoffnung und einer positiven Erwartungshaltung. Österreich ist der verlängerte Arm von Deutschland samt dem sehr großen Konjunkturpaket, das im Nachbarland geschnürt wurde. Zusätzlich besteht Befriedungshoffnung in der Ukraine.
Wie der Blick auf die Jahresbilanz zeigt, haben speziell Bankaktien gut abgeschnitten. Womit lässt sich das begründen? – Die EZB hat die Zinsen gesenkt und der Regulator erwies sich als hilfreich, indem er viele Freiräume geschaffen hat. Die Ertragskraft der Institute wurde durch die hohen Kreditzinsen gestärkt. Zusätzlich begannen die Banken, ihre Risikovorsorgen anders zu bewerten, weniger Eigenkapital wurde gebunden. Das hat die Gewinnlage verbessert. Die Zinsmarge ist zwar leicht gesunken, aber das birgt noch keine Gefahr. Innerhalb des Sektors beginnt der Wettbewerb inzwischen stärker zu werden. Das hat zur Folge, dass die Gewinnmarge zurückgeht.
Auch bei Versicherungsaktien lief es rund. Wie kann es in diesem Bereich weitergehen? – Versicherungen wie Vienna Insurance Group oder Uniqa haben einen starken Osteuropabezug. Wenn der Konflikt in der Ukraine zu Ende geht, steigen die Gewinnchancen in Osteuropa generell deutlich an. Bei Versicherungsaktien ist das Wachstum daher gut unterstützt. Aber die Aktien sind deswegen auch schon sehr gut gelaufen.
Im Aktienindex ATX Prime, der die Entwicklung der 39 wichtigsten Austro-Stocks abbildet, zeigte sich im Jahresverlauf bei Frequentis mit einem Kursanstieg von 160 Prozent die beste Entwicklung. Ist dieser Takt zu halten? – Frequentis hat ein sehr glaubwürdiges Geschäftsmodell. Der starke Kursanstieg der Aktie ist nicht nur dem Krieg in der Ukraine geschuldet. Man darf keinesfalls übersehen, dass das Unternehmen in den Bereichen Flugverkehr und sicherer Kommunikation gut aufgestellt ist. Das steigert die Attraktivität. Bei Frequentis wird auf ein konservatives, ehrliches Bilanzierungsmodell vertraut, der Gewinnausweis und die Zahlen zum EGT sind sehr gut. Und das Unternehmen hat positive Reserven. Zusätzlich sorgten internationale Broker für Liquidität. In Summe glaube ich nicht, dass die gute Kursentwicklung übertrieben war.
Auch die Aktien des Leiterplattenherstellers AT&S, der Strabag oder von Voestalpine haben sich wirklich gut entwickelt. Kann sich der Trend fortsetzen? – Bei AT&S muss man weiter aufpassen. Das Unternehmen hat noch hohe Schulden, die es abzubauen gilt. Bei der Umsetzung des Hypes in der digitalen Welt besteht noch Aufholbedarf. Und das Werk in Malaysia ist nicht voll ausgelastet. Anders ist die Lage bei der Strabag. Das Unternehmen verdient gut und das Infrastrukturpaket in Deutschland bringt Fantasie. Bei Voestalpine ist der Kursanstieg den Investitionen internationaler Investoren in Stahl-ETFs geschuldet, denn der europäische Bedarf an Baustahl bis hin zur Nachfrage aus der Autoindustrie ist hoch. Der eigentlich spätzyklische Edelstahl wird in der Industrie bereits frühzyklisch gekauft. Ein Zeichen hoher Auftragsfantasie. Deswegen sind die Kurse hier auch bereits voraus gelaufen.
Wo sehen Sie Chancen für eine gute Entwicklung in 2026? – Grundstoffwerte könnten sich gut entwickeln. Ich räume dem Aluerzeuger AMAG Potenzial ein. Nachdem der europäische Autosektor Erholungstendenzen zeigt, können Zulieferer profitieren. Und Palfinger sowie FACC sind gut positioniert.
Halten Sie es für möglich, dass österreichische Aktien ihren Erfolgslauf auch im nächsten Jahr fortsetzen können? – 2026 werden die Oberflächen glattgeschliffen. Der ATX wird unter den Aktienindizes nicht mehr der Traumperformer sein. Die, gemessen an der Marktkapitalisierung, zweite Hälfte des Leitindex kann sich besser entwickeln als die erste Hälfte. Ich rechne per Ende 2026 mit einem Indexstand von 5.500 Punkten.
Autor
Finanzjournalist
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