Gastkommentar

Geht da noch was? Diese Chancen stecken in China

Bei vielen Analysten stehen die Aussichten für Chinas Aktien auf negativ. Unsere Gastkommentator Wenli Zheng von T. Rowe Price spürt die Chancen auf, die sich durch die zahlreichen politischen Ankündigungen der letzten Monate für Anleger ergeben könnten.

Veröffentlicht

23.01.2025

Lesezeit

2 min
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Shenzhen Shares Bild mit Moped
© Andy Wong / AP / picturedesk.com
Chinas Börsen legten ein ansehnliches 2024 hin. Soll man sie für 2025 wirklich abschreiben?
Auf einen Blick
Chancen und Risiken

Chancen für China

  • Abkehr vom traditonellen, anlageinvestitionsgetriebenen Wachstum

  • Urbanisierung, das soziale Sicherheitsnetz, Bildung, Gesundheitsversorgung und Kinderbetreuung steigenden Konsum

  • Technologie- und Industrie-Upgrades sind ein weiterer wichtiger Treiber.

  • Ausgewählte hochwertige Wachstumsaktien in China werden zu einem attraktiven Preis gehandelt, z. B. Online-Recruiting, Einkaufszentren und Hotelketten

  • Unternehmen in den Bereiche Bahnausrüstung, Modernisierung des Stromnetzes, Schiffbau und Baumaschinen könnten in den kommenden Quartalen ein beschleunigtes Gewinnwachstum und bessere Renditen verzeichnen

Risiken für China

  • Wie schnell können die Schlüsselfaktoren China in die nächste Phase des Wirtschaftswachstums bringen

  • Chinas privater Konsum mit 40 % des BIPs liegt deutlich unter den meisten anderen Volkswirtschaften

  • Kurzfristige Volatilität

  • Um mittel- bis langfristig qualitativ hochwertiges Wachstum aufrechzuerhalten, braucht China neue Treiber

In den letzten drei Jahrzehnten hat China vier wirtschaftliche Abschwünge erlebt. Jedes Mal hat sich danach ein neuer Wachstumstreiber herauskristallisiert. Die jüngsten politischen Ankündigungen der chinesischen Regierung zielen daher direkt auf die schwachen Glieder in der chinesischen Wirtschaft ab: Immobilien, Kommunalverschuldung und Konsum. Wir gehen davon aus, dass diese Initiativen die negative Rückkopplungsschleife stoppen und die Wirtschaft in den kommenden Quartalen wieder auf einen stabilen Pfad bringen werden. China braucht aber auch neue Treiber, um mittel- bis langfristig qualitativ hochwertiges Wachstum aufrechtzuerhalten. Wir rechnen mit einer allmählichen Abkehr vom traditionellen, anlageinvestitionsgetriebenen Wachstum.

Technologie- und Industrie-Upgrades sind ein weiterer wichtiger Treiber, sowohl im Inland als auch auf dem Weltmarkt. Auf China entfallen bereits über 30 Prozent der weltweiten Produktionsleistung. In der Zukunft geht es mehr um die Steigerung der Wertschöpfung als um das reine Volumen. Die Auswirkungen des industriellen Aufschwungs Chinas spiegeln sich gut im Exportmix wider. Chinas Verarbeitungshandel war in den letzten zehn Jahren rückläufig, aber der gewöhnliche Handel, der eine viel höhere Wertschöpfung mit sich bringt, hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt.

Performancetreiber

© Haver Analytics, CEIC, Citi Research
Anteil Chinas am Welthandel, am weltweiten Konsum und Wirtschaftswachstum. (As of August 31, 2024. Sources: World Bank, NBS, BEA, CAO, Deutsche Bundesbank, Ministry of Statistics and Programme Implementation (India), Haver Analytics, CEIC, Citi Research.)

Im Zuge der jüngsten Markterholung hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis von MSCI China in die Nähe seines 20-Jahres-Durchschnitts bewegt, liegt aber weiterhin bei einem Abschlag von 20 Prozent gegenüber den Schwellenländern ohne China. Nach dieser breit angelegten Neubewertung sind wir der Ansicht, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen in Zukunft die wichtigsten Performancetreiber sein werden.

Wir setzen nach wie vor auf unsere Beteiligungen an Online-Recruiting, Einkaufszentren und Hotelketten. Ein weiterer Blick gilt Industrieunternehmen mit starker Wettbewerbsfähigkeit und einem günstigen Branchenzyklus. Beispiele hierfür sind Bahnausrüstung, Modernisierung des Stromnetzes, Schiffbau und Baumaschinen. Wir gehen davon aus, dass diese Unternehmen in den kommenden Quartalen ein beschleunigtes Gewinnwachstum und bessere Renditen verzeichnen werden, mit oder ohne zusätzliche politische Impulse.

Zheng  Wenli

Autor

Zheng Wenli

ist Portfoliomanager, China Evolution Equity Strategy bei T. Rowe Price

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