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Studie: Greenwashing bei Fonds geht zurück

Österreichs nachhaltige Fonds werden messbar nachhaltiger. Neue ESMA-Regeln sorgen für mehr Klarheit – aber sie lösen nicht alle Probleme. Ein Kommentar von Armand Colard, Gründer von ESG Plus.

Veröffentlicht

27.11.2025

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2 min
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Lupe auf einer Polizze
© KI generiert / Börsianer
Eine Lupe enthüllt kritische Details hinter vermeintlich nachhaltigen Fonds und macht sichtbar, wo Greenwashing weiterhin ein Risiko bleibt.

Wenn wir über nachhaltige Geldanlage sprechen, wird oft hitzig diskutiert – über Greenwashing, Regulierung, Transparenz. Mit der aktuellen Untersuchung unserer Plattform Cleanvest gemeinsam mit der Arbeiterkammer Oberösterreich können wir heuer eine erfreuliche Trendwende vermelden: Greenwashing geht zurück.

Wir haben dabei alle in Österreich als nachhaltig deklarierten Fonds analysiert – und die Ergebnisse sind bemerkenswert. Fonds, die in ihrem Namen Begriffe wie nachhaltig, ESG, SRI oder sustainable führen, müssen aufgrund der neuen Fondsnamens-Regeln der europäischen Aufsicht ESMA deutlich strengere Vorgaben erfüllen. Konkret heißt das: Keine Investments in Kohle, Öl & Gas oder Rüstung.

Das war dringend notwendig. Die bisherigen EU-Vorgaben der Offenlegungsverordnung (SFDR) waren zu unklar formuliert und öffneten dem – oft auch unbeabsichtigten – Greenwashing Tür und Tor.

Aus 256 untersuchten Fonds gibt es heuer einen neuen Spitzenreiter: Erstmals führt der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum (Artikel-8-Fonds) das Ranking an. Er löst damit den bisherigen Erstplatzierten, den Erste WWF Stock Environment (Artikel-9-Fonds), ab. Auf Platz drei folgt der Kepler Umwelt Aktienfonds (ebenfalls Artikel 9). Das Ergebnis basiert 23 Hauptkriterien und 122 Unterkriterien – eine Tiefe, die im Markt einzigartig ist – ist hier einsehbar.

Top 5 nachhaltigste Fonds nach AK-Standards

Rang

Fondsname

ISIN

Fondstyp

Score nach AK-Kriterien

Offenlegung (Art. 8/9)

Einmalige Kosten

Jährliche Kosten

1

Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum R T

AT0000A1PKP3

Aktienfonds

97 %

8

bis 4,00 %

1,80 %

2

ERSTE WWF Stock Environment EUR R01 T

AT0000705678

Aktienfonds

96 %

9

bis 4,00 %

1,50 %

3

KEPLER Umwelt Aktienfonds (T)

AT000UMWELT5

Aktienfonds

94 %

9

bis 4,00 %

1,00 %

4

CONVERTINVEST Fair & Sustainable Fund R A

AT0000A21KT0

Anleihenfonds

93 %

8

bis 5,00 %

1,15 %

5

Schoellerbank Ethik Aktien (T)

AT0000820378

Aktienfonds

93 %

8

bis 4,00 %

1,20 %

Was ist der Unterschied dieser Untersuchung zum ESG Fund Award, den wir seit 2023 gemeinsam mit Börsianer durchführen? Die Antwort liegt im Fokus: Während die Arbeiterkammer-Erhebung ausschließlich die Nachhaltigkeit österreichischer Fondsanbieter bewertet und zusätzlich 13 spezifische AK-Kriterien berücksichtigt, betrachtet der ESG Fund Award den gesamten DACH-Markt. Dort fließen 50 Prozent Cleanvest-Methode und 50 Prozent die  3-Jahres-Performance ein. Ausgezeichnet werden somit die Fonds, die sowohl finanziell überzeugen als auch nachhaltig führen. Zwei verschiedene Blickwinkel – beide wichtig.

Mein Fazit: Die diesjährige Untersuchung zeigt eindrucksvoll, dass nachhaltige Fonds messbar nachhaltiger geworden sind. Das ist ein Erfolg – für den Markt, für Anlegerinnen und Anleger sowie für die ökologische Wirkung von Finanzprodukten. Aber Vorsicht bleibt geboten: Fonds ohne ESG-Begriff im Namen können sich weiterhin selbst als nachhaltig einstufen, etwa als „hellgrüne“ Artikel-8-Fonds – selbst wenn sie in fossile Energien, Rüstung oder umstrittene Lebensmittelkonzerne wie Nestlé investieren. Wer wirklich nachhaltig investieren möchte, sollte sich daher nicht blind auf die Artikel-8-Kennzeichnung verlassen.

Armand Colard

Autor

Armand Colard

Armand Colard ist Gründer von ESG Plus und einer der Pioniere für Sustainable Finance und ESG-Strategien in Österreich.

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