Grüner Stahl: Anspruch und Realität
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Die europäische Stahlindustrie steht vor einem historischen Umbruch: Der Weg zu klimaneutraler Produktion ist ambitioniert – aber auch steinig. Während Unternehmen wie Arcelor Mittal jüngst angekündigt haben, geplante Wasserstoffprojekte in Deutschland auf Eis zu legen, zeigen andere, dass der Wandel trotz Unsicherheiten möglich ist.
So verfolgt die österreichische Voestalpine AG einen modularen Transformationspfad mit dem Ziel, bis 2050 eine CO₂-neutrale Stahlproduktion zu erreichen. Gegenüber Börsianer Grün betont Vorstand Herbert Eibensteiner, dass sich die Projekte in Linz und Donawitz „planmäßig“ in der Umsetzung befinden. Der erste Schritt: die schrittweise Umstellung auf emissionsärmere Energieträger und Einsatzstoffe. „Damit wollen wir nicht nur den CO₂-Fußabdruck senken, sondern uns auch frühzeitig für „grüne Märkte“ positionieren – also für Kunden, die klimafreundlich produzierten Stahl nachfragen", sagt Eibensteiner. Diese Nachfrage soll laut Voestalpine ab 2027/2028 spürbar steigen.
Förderungen und Energiepreise als Knackpunkte
Doch der Weg ist komplex. Wie die Energieökonomin Claudia Kemfert in einem MDR-Podcast betont, braucht es für den Erfolg der Transformation nicht nur technologische Lösungen, sondern auch verlässliche politische Rahmenbedingungen, massive Investitionen und eine funktionierende Infrastruktur – insbesondere für grünen Wasserstoff. Genau daran hapert es derzeit: Arcelor Mittal nennt unter anderem fehlende Förderzusagen und hohe Energiepreise als Gründe für den Rückzug aus geplanten Projekten in Bremen und Eisenhüttenstadt. Auch die deutsche Thyssenkrupp AG musste sein grünes Stahlprojekt – eine Direktreduktionsanlage, die zwei klassische Hochöfen ersetzen soll – einem Generalcheck unterziehen. Selbst ein Stopp war eines der Szenarien. Thyssenkrupp entschloss sich aber, am Milliardenprojekt dranzubleiben.

Das allererste CO₂-freie Stahlwerk entsteht übrigens gerade in Schweden buchstäblich auf der grünen Wiese. Eigentlich war der Produktionsstart mit 2026 geplant – Börsianer Grün berichtete. Gerüchten zufolge ist der Termin aber nicht haltbar.
Fazit
Die Beispiele zeigen: Die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ist kein Selbstläufer. Sie erfordert Mut, Planungssicherheit und einen langen Atem. Während einige Unternehmen zögern, setzen andere bereits konkrete Schritte – und könnten sich damit einen strategischen Vorsprung sichern, wenn der Markt für klimafreundliche Produkte anzieht.

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