Inflationsdilemma: Lohnerhöhungen und Energiekosten
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Nachdem die gestern veröffentlichten Inflationsrate von 3,6 Prozent zu einer negativen Überraschung führte, stellt sich die Frage: Was bedeutet das für die Herbstlohnrunden? Dass wir in Österreich in einem Inflationsdilemma stecken, zeigte schon die Vergangenheit. Durch Lohnerhöhungen wurde der Realkaufkraftverlust zwar weitgehend ausgeglichen. Der Konsum sprang aber trotzdem nicht wie erhofft an – und die Lohnerhöhungen verringerten die Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrie. Im Inland heizten sie – wie in Tourismus und Gastronomie ersichtlich (+5,8 Prozent) – die Preise wieder an. In der ZIB 2 sprach sich Holger Bonin, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), dafür aus, von der bekannten Benya-Formel (Lohnerhöhung = Inflation + Produktivitätszuwachs) einmalig abzurücken, da das IHS für 2026 die Teuerung wieder in der Nähe des EZB-Ziels von 2 Prozent sieht.
Was weiter tun?
Die Regierung ist in der nicht zu beneidenden Position, dass die Inflationsbekämpfung mit einem rigiden Sparkurs einhergehen muss. Im Standard rechnet Wifo-Ökonom Josef Baumgartner vor, dass 1,2 Prozentpunkte des Anstiegs auf die öffentliche Hand zurückzuführen sind (Auslaufen der Strompreisbremse, Gebührenerhöhungen …).
Ein Blick auf die Daten der Statistik Austria zeigt außerdem: Die Teuerung wird von den Energiepreisen (+5,7 Prozent) befeuert. Hier gäbe es einen gewissen politischen Spielraum. In Österreich ist der Energiemarkt bekanntlich – trotz Liberalisierung – von öffentlichen oder teilöffentlichen Unternehmen wie den Landesenergieversorgern und der Verbund AG dominiert. Wenn etwa der IHS-Chef Bonin meint, der Wettbewerb müsse gestärkt werden, ist damit nicht nur der vieldiskutierte Lebensmittelhandel gemeint, sondern auch die Energieversorger. Das würde dann aber die Einkünfte der Länder (als Hauptdividendenempfänger) schmälern – weshalb man in dieser Hinsicht nicht zu optimistisch sein sollte.

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