Börse: Potenzial der Schweizer Smallcaps
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2024 war das Jahr der Blue Chips und Tech-Werte. Wieso ist 2025 das Jahr für Small- und Midcaps? - Nevena Schaller: Seit der Covid-Krise war das Umfeld für Small- und Midcaps schwierig. Dann kam der Anstieg der Leitzinsen hinzu, was für die Small Caps, die tendenziell höher verschuldet sind, besonders problematisch war. Die massiv gestiegenen Kreditkosten haben folglich auch die Aktienkurse belastet. Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr vor allem die EZB und die Schweiz die Zinsen am stärksten senken werden. Darüber hinaus deuten die Einkaufsmanagerindizes auf einen moderaten Aufschwung in Europa, was den exportorientierten Schweizer Unternehmen helfen sollte.
Hohe Lohnkosten und ein teurer Franken – das spricht eigentlich nicht für den Schweizer Export! - Klar, das sind zwei Hauptnachteile. Aber Schweizer Firmen haben gelernt, damit umzugehen – und das seit vielen Jahren. Die Schweiz zählt grundsätzlich zu den besten Wirtschaftsstandorten der Welt. Das liegt an mehreren Faktoren: günstige geografische Lage im Herzen Europas, liberale und wirtschaftsfreundliche Politik sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte und hohe Mehrsprachigkeit. Natürlich bedeutet der starke Franken höhere Kosten. Doch Schweizer Firmen mussten immer innovativ sein, um konkurrenzfähig zu bleiben – insbesondere aufgrund des kleinen Binnenmarktes. Diese Innovationskraft hebt die Schweizer Small- und Midcaps von ihren internationalen Pendants ab. Sie haben oft eine bessere Marktstellung, höhere Margen und können Preise leichter diktieren, weil sie innovativere Produkte anbieten.
Apropos Innovation: Ihr Fonds hält den Schweizer Techanbieter Also Holding als Top-Pick, deren Aktie zuletzt auch gut performte. Was macht die Also Holding besonders gut? - Die Geschichte ist spannend. Gegründet in den 1980er-Jahren, begann das Unternehmen mit dem Vertrieb von Hardware- und Softwareprodukten. Damals wollten große Firmen wie HP oder IBM keine Zwischenhändler. Doch Also Holding blieb hartnäckig und wurde in den 1990er-Jahren einer der Hauptdistributoren für diese Marken in Europa. Mit der Zeit veränderte sich die Branche.

Der Aufstieg des Internets und neuer Netzwerktechnologien ließ die Margen in der Distribution sinken? - Ja, und die Also Holding reagierte darauf, indem sie verstärkt Dienstleistungen anbot – etwa Beratungen zur IT-Infrastruktur, Datensicherheit, Storage oder Virtualisierung. Heute bietet das Unternehmen nicht nur Distribution, sondern auch maßgeschneiderte IT-Lösungen an.
Also eine echte Transformationsstory und eine europäische Alternative beim Datenspeicher? - Ja, genau. Die Also Holding ist in über 30 europäischen Ländern aktiv und weltweit in mehr als 140 Ländern vertreten. Das Unternehmen beschäftigt rund 4.000 Mitarbeiter. Besonders spannend sind die neuen Geschäftsfelder im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). Die Also Holding entwickelt Lösungen rund um die KI wie Chatbots für den Kundenservice, automatische Dokumentenübersetzungen oder Bild- und Videoanalysen zur Erkennung von Produktionsfehlern. Das Unternehmen passt sich ständig an neue Entwicklungen an und bleibt dadurch wettbewerbsfähig.
Nichts scheint heutzutage sicher. Nehmen wir das Beispiel Zölle: Man weiß nie, wann der amtierende US-Präsident wieder neue Maßnahmen androht oder verhängt. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Risiken für Ihr Portfolio? - Donald Trump hat bereits Zölle gegen die EU angedroht. Besonders betroffen wären Länder mit einem hohen Handelsüberschuss gegenüber den USA, wie Kanada, Mexico oder auch Deutschland. Schweizer Firmen sind oft Zulieferer, unter anderem für deutsche Automobilhersteller. Falls die USA Zölle auf deutsche Autos erheben, könnte das auch die Auftragsbestände unserer Unternehmen treffen. Auf der anderen Seite sind die Firmen in unserem Portfolio qualitativ gut aufgestellt, da sie geringe Verschuldung aufweisen, innovative Produkte anbieten und eine starke Marktposition haben.

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