Gastkommentar

Der Mittelstand kann Zukunft

Österreichs Hidden Champions sind an der Weltspitze. Im internationalen Vergleich setzen aber nur wenige KMUs auf strategische Partner. Dabei schaffen diese laut Studien mehr Wachstum.

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27.03.2025

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Jan-Daniel Neumann

Zugegeben: Die Nachrichtenlage zum Jahresauftakt gibt nicht gerade Anlass zu Luftsprüngen. Doch Erfolg basiert auf vorausschauendem Handeln, Innovation und strategischen Entscheidungen. Wer sich nicht allein von Konjunktur-, Branchen- oder Zinsprognosen abhängig macht, baut vor.

Das gilt auch im österreichischen Mittelstand: Angetrieben durch KMUs mit 99,8 Prozent aller Unternehmen der Motor der Wirtschaft zählt Österreich zu den innovativsten Ländern der Welt. Rund 250 Unternehmen sind Hidden Champions mit global marktführender Position – weltweit Rang vier, pro Kopf sogar Platz zwei. Mit nur 30 Prozent Inlandsumsatz bleibt die Abhängigkeit des Mittelstands von der einheimischen Makro­lage überschaubar. Zudem sind 70 Prozent der KMU-Umsätze Bestandskunden zu verdanken. Das zeigt: Der Mittelstand kann Zukunft.

Doch aktuell dominiert Unsicherheit. Mehr als zwei Drittel der KMUs erwarten eine Verschlechterung der Konjunktur, nur 13 Prozent planen Investitionen und fast alle kämpfen mit Energie- und Rohstoffpreisen. Finanzierung und Digitalisierung sind zentrale Herausforderungen, fast ein Viertel aller Unternehmen benötigt bis 2029 einen Nachfolger.

Fast ein Viertel aller Unternehmen benötigt bis 2029 einen Nachfolger.
Jan-Daniel Neumann
Partner und Mitbegründer BU Bregal Unternehmerkapital

Es braucht daher Lösungen, um Potenziale nicht zu verschenken. Doch Bankkredite stehen einer restriktiveren Vergabepolitik und steigenden Zinsen gegenüber. Hier bietet Private Equity eine Alternative – bisher in Österreich wenig verbreitet mit nur 0,22 Prozent BIP-Anteil gegenüber 0,75 Prozent im europäischen Durchschnitt.

Die Vorteile sind klar: Laut Munich Strategy wachsen Private-Equity-gestützte Unternehmen im Schnitt mit 7,5 Prozent Umsatzwachstum pro Jahr deutlich stärker als inhabergeführte Firmen mit 2,3 Prozent. Zudem entstehen durch Kapital, Know-how und Netzwerke mehr Arbeitsplätze - plus 8 Prozent statt plus 1,3 Prozent und mehr Innovation.

Ein idealer Kapitalpartner bringt regionale Erfahrung in Nachfolgen und Wachstum mit, kombiniert mit einem nachhaltigen, unternehmerisch-ethischen Ansatz.
Jan-Daniel Neumann
Partner und Mitbegründer BU Bregal Unternehmerkapital

Ein idealer Kapitalpartner bringt regionale Erfahrung in Nachfolgen und Wachstum mit, kombiniert mit einem nachhaltigen, unternehmerisch-ethischen Ansatz. Branchenwissen und Expertise bei Themen wie Internationalisierung, Integration von Unternehmenskäufen oder der Professionalisierung von Strukturen helfen, das Potenzial von Unternehmen gezielt zu heben.

Ein plastisches Beispiel aus unserer Re­gion: Ein Hidden Champion für elektronische Test- und Messgeräte entwickelte sich durch den PE-Einstieg im Rahmen einer Nachfolgerege­lung innerhalb von fünf Jahren rasant. Management, F&E-, Vertriebs- und Marketingaktivitäten wurden verstärkt, Produktionskapazitäten ausgebaut und führende Produktneuheiten auf den Markt gebracht. Die Beschäftigtenzahl wuchs so um 250 auf über 400 Personen, der Umsatz wuchs jährlich um circa 40 Prozent. Schließlich wurde das Unternehmen mit 1,6 Milliarden bewertet und von einem US-Börsenunternehmen übernommen.

Etablierte Unternehmen mit belastbaren Geschäftsmodellen können Zukunft – privates Beteiligungskapital kann gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten den entscheidenden Erfolgsfaktor darstellen. —

Jan-Daniel Neumann

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Jan-Daniel Neumann

Partner und Mitbegründer BU Bregal Unternehmerkapital

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