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Mynaric: Europäische Schlüsseltechnologie im Emergency Room

Das Münchner Hightech-Unternehmen Mynaric steht auf der Kippe. Die Finanzierung wackelt, Aktionären droht die Enteignung. Und die Technologie könnte sogar in die USA abgezogen werden.

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29.01.2025

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Satellit
© ESA-P.Carril / Science Photo Library / picturedesk.com
Bei der Übertragung von Satellitendaten spielt die Technologie von Mynaric eine wichtige Rolle. Der Durchbruch am Markt gelang dem Münchner Unternehmen aber noch nicht. Kreditgeber werden ungeduldig.

Der aus München stammende und an der Nasdaq und Frankfurt gelistete Laserspezialist Mynaric schwimmt. Am Potenzial der Hightech-Lösungen des Unternehmens, das Kommunikationsterminals für Luft, Raumfahrt– und mobile Anwendungen entwickelt, liegt es nicht. Der Hintergrund: Beim „Internet über den Wolken“ spielt Laserkommunikation eine Schlüsselrolle. „Dabei ist Mynaric top und schafft es, pro Sekunde abhörsicher ein Terabyte Daten zu übermitteln“ erklärt ein technikaffiner Kenner der Szene gegenüber Börsianer. Ein Terabyte ist eine echt große Menge an Daten und entspricht dem Volumen von rund 250.000 Fotos, die mit einer 12-Megapixel-Kamera gemacht wurden.

Kein Kapital aus Deutschland oder Europa

Aber das Potenzial von Mynaric lockt kaum jemand hinterm Ofen hervor. „Schon vor geraumer Zeit hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder wenig Interesse an einem guten Fortkommen von Mynaric gezeigt, auch bei der Europäischen Investmentbank sowie der Europäischen Weltraumorganisation ESA war das Interesse überschaubar“ so der Insider. Das ist dann aber doch überraschend. Schließlich ist in Europa nicht gerade ein Überschuss an Hightech-Unternehmen zu erkennen.

Mynaric braucht frisches Geld. Als Kreditgeber der Münchener fungiert die Allianz-Tochter Pimco. Und das zu jährlichen Zinsen, die bei stolzen 15 bis 16 Prozent liegen. Hohes Risiko hat eben seinen Preis. Und weitere, dringend benötigte Kapitalspritzen können starke Nebenwirkungen haben. Schließlich forderte der Kreditgeber als Voraussetzung für die Bereitstellung von frischem Kapital von Mynaric die Beantragung eines Verfahrens über den Sanierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). Das hat Mynaric Mitte Dezember bekanntgegeben. Bei Pimco gibt man sich dagegen zugeknöpft. Eine diesbezügliche Anfrage des Börsianer wurde von Pimco mit „no comment“ beantwortet, Mynaric hat bislang gar kein Statement abgegeben. Heikles Detail: Das Verfahren nach StaRUG kann dazu führen, dass die Aktionäre durch die Finger schauen. Ihnen droht die Enteignung.

Pimco hätte Rechte an Vermögenswerten

Und Pimco hat die Modalitäten verschärft. „Anstatt wie ursprünglich vorgesehen die Zinsen der Finanzierung nach fünf Jahren einzufordern, sollen die Zahlungen jährlich erfolgen“ so der Insider. Und das kann erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen. Schließlich hat der Gläubiger im Fall, dass Mynaric die Zahlungen nicht leisten kann, die Rechte „an nahezu allen Vermögenswerten der Darlehensnehmerin“. Diese Rechte kann man lukrativ verklickern. Etwa an ein Unternehmen aus den USA, das dann als ein großer Gewinner in einem Geschäft dasteht, in dem es um Milliardenbeträge geht.

Auf Jahressicht ist der Aktienkurs von Mynaric um knapp 90 Prozent gefallen. Quelle: Baha.
Robert Winter

Autor

Robert Winter

Finanzjournalist

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