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Gastkommentar

Transformation braucht kluge Regeln

Um die ökologische Transformation der Wirtschaft voranzutreiben, setzt die Politik – vor allem in Brüssel – immer stärker auf gesetzliche Vorschriften. Das schafft einheitliche Spielregeln. Doch gleichzeitig steigt das Risiko einer ­Über­regulierung. Zu beschreiten sei ein schmaler Grat, schreibt Wienerberger-CEO Heimo Scheuch.

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25.06.2024

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Heimo Scheuch
© Wienerberger AG

Die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität ist die bedeutendste Herausforderung unserer Zeit. Sie ist die Voraussetzung dafür, kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu hinterlassen. Wir sehen schon seit einigen Jahren, dass sich branchenübergreifend immer mehr Unternehmen dieser Aufgabe annehmen. Mit Innovationskraft entwickeln sie Lösungen für alle Wirtschaftsbereiche, die Ressourcen schonen und Emissionen reduzieren. Wir bei Wienerberger bieten innovative und ökologische Lösungen für die gesamte Gebäudehülle sowie für Infrastruktur im Wasser- und Energiemanagement, die immer mehr Energie sowie die wertvolle Ressource Wasser einsparen und aus recycelten Materialien bestehen. Das ist nicht nur wichtig für den Planeten, sondern senkt auch unsere Kosten. Gerade in Zeiten der Teuerung ist das ein entscheidender geschäftlicher Vorteil.

Parallel zu diesen unternehmerischen Aktivitäten ist auch die Politik – vor allem in Brüssel – dahinter, die nachhaltige Transformation voranzutreiben. Um die Ziele des European Green Deal und die europäische Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen, setzt man in der EU sowohl auf Anreize als auch auf Regularien. Zur ersten Kategorie zählt etwa die Taxonomie, die nachhaltige Investitionsmöglichkeiten aufzeigt. Das ist jedenfalls sinnvoll, denn es verbessert die Transparenz, macht Nachhaltigkeit messbarer und lenkt dringend benötigtes privates Kapital in die Energiewende.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit zusammenpassen müssen.
Heimo Scheuch
CEO Wienerberger AG

Bei den Regularien müssen die EU-Kommission und die Staaten einen heiklen Balanceakt schaffen. Zwar braucht es definitiv einheitliche Regeln für die Wirtschaft in ganz Europa, um fairen Wettbewerb auch während dieser großen ökologischen Umstellung zu ermöglichen. Allerdings wäre es fatal, Unternehmerinnen und Unternehmer in ihrer wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit zu stark einzuschränken. Denn sie wissen am besten, wie ihre Betriebe wettbewerbsfähig und produktiv arbeiten können. Ein konkretes Negativbeispiel in Österreich ist der soziale Wohnbau, wo strenge Bauordnungen und ausufernde Bürokratie – etwa bei Förderungen – wichtige Projekte ausbremsen. Auf EU-Ebene treten im Juli 2024 zwei große Nachhaltigkeitsrichtlinien in Kraft, zur Berichterstattung über Nachhaltigkeitsmaßnahmen und zur Überprüfung der eigenen Lieferketten nach ökologischen und sozialen Kriterien. Die EU-Staaten haben bis dahin Zeit, ihre heimischen Wirtschaftsstandorte gut auf die Umstellung vorzubereiten, etwa indem sie Informationen, Beratung und gegebenenfalls Förderungen zur Verfügung stellen. Wenn diese Übung gelingt, macht Europa einen entscheidenden Schritt hin zu einer zukunftsfähigen, klimaneutralen Wirtschaft. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit zusammenpassen müssen. Dazu braucht es Innovationskraft und die richtigen Rahmenbedingungen. Ersteres liefern wir in der Wirtschaft. Für Letzteres braucht es eine kluge Politik.

Heimo Scheuch

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Heimo Scheuch

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