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Wien als Hub - EU-Regulierung zieht Krypto-Player an

Große Kryptobörsen haben sich eine EU-weite Lizenz bei einer der nationalen Aufsichtsbehörden geholt. Einige sind auch in Wien aktiv.

Veröffentlicht

04.08.2025

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3 min
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Die FMA wird für ihre professionelle Haltung zu digitalen Finanzmärkten geschätzt.

Seit Ende 2024 ist die EU-Verordnung „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (MiCAR) in Kraft, mit der die Plattformen für Krypto-Assets EU-weit reguliert werden. Davor waren nationale Lizenzen notwendig, um Dienstleistungen mit Krypto-Assets offerieren zu können. Nun reicht eine MiCAR-Lizenz in einem der EU-Länder, um als Plattform in allen anderen Märkten aktiv sein zu können. Bei dieser Lizenz handelt es sich um das sogenannte Passporting.

Per Anfang Juli haben laut der EU-Regulierungsbehörde ESMA 39 Anbieter in einem EU-Land eine Lizenz erhalten. Mit dabei sind bekannte Player wie Robinhood, Coinbase, crypto.com, Kraken oder auch OKX. Durch Abwesenheit glänzt vorerst die größte globale Börse Binance, die mehr als 280 Millionen Nutzer hat. Allerdings wurde unlängst die CEO des Mitbewerbers Gemini, Gillian Lynch, abgeworben und verantwortet nun Europa und UK für Binance. Das Unternehmen will nun die Expansion und die rechtliche Verankerung am Kontinent vorantreiben.

Lob für die FMA

Drei Lizenzen hat sich der heimische Platzhirsch Bitpanda gesichert. Neben einer bei der österreichischen FMA wurde jeweils eine in Deutschland und Malta erworben. Der jüngste Neuzugang in Österreich ist die Krypto-Börse Bybit mit 72 Millionen Nutzern weltweit, die von Dubai aus operiert. Für das Europa-Geschäft wurde das Tochter-Unternehmen Bybit EU in Wien gegründet.

Nicht nur die zentrale Lage hat laut dem Unternehmen für den Standort gesprochen, sondern auch der Zugang zu qualifizierten Fachkräften und Österreichs progressive Haltung zu Innovation im Finanzbereich, erklärte Europa-CEO Mazurka Zeng bei der Eröffnung des Wiener Bybit-Büros Mitte Juli. Lob gibt es auch für die FMA, die für ihre ausgewogene und professionelle Haltung zu den digitalen Finanzmärkten bekannt ist: „Das sich entwickelnde Sandbox-Modell für digitale Vermögenswerte machen den Standort zu einem idealen Ausgangspunkt für paneuropäische Kryptodienstleistungen“ so die Europa-Chefin.

Keine Angst vor Konkurrenz

Dass mit Bitpanda im deutschsprachigen Raum und in Europa bereits ein etablierter Player mit sechs Millionen Nutzern am Markt ist, macht Bybit-Mitgründer Ben Zhou keine Sorgen: „Wir sehen hier keinen großen Wettbewerb zwischen den Anbietern. Es ist doch ein Vorteil, wenn es bereits lokale Akteure gibt, die helfen, Menschen näherzubringen, was Krypto ist.“ Ben Zhou will vorerst die mehr als 90 Prozent der Investoren erreichen, die noch gar keine Krypto-Assets in ihrem Portfolio haben.

Wie man diese potenziellen Kunden gewinnen will, bevor sie zu Mitbewerbern gehen? „Wir positionieren uns mit niedrigeren Gebühren, einem einfachen Know-your-customer-Verfahren und einem reibungslosen Onboarding-Erlebnis für Erstinvestorinnen und -investoren in Kryptowährungen“, fasst Mazurka Zeng die Strategie zusammen. Erklärtes Ziel ist es, bis Ende dieses Jahres eine Million europäische Nutzer zu gewinnen. Noch im dritten Quartal auf den europäischen Markt kommen soll die „Bybit Card“, mit der Kryptowährungen im Zahlungsverkehr verwendet werden können. Dagegen sind Transaktionen im sogenannten Web3 noch nicht geregelt. Dabei handelt es sich um dezentralen Handel zwischen Nutzern mit Wertpapieren oder Gold mittels der Blockchain-Technologie.

Rekrutierungswelle

Bybit ist nicht der einzige große Player, der den europäischen Markt von Wien aus erobern will. Die in China gegründete Börse KuCoin mit Headquarter auf den Seychellen hat ebenfalls ihr Europa-Büro in Wien eröffnet. Als CEO holte man Oliver Stauber, den früheren Chief Legal Officer von Bitpanda, an Bord. Im Mai folgte Tamara Rubey, die als Juristin und Regulierungs-Expertin von Bitpanda zu KuCoin wechselte.

Fazit: Der österreichische Krypto-Pionier Bitpanda wird sich vorsehen müssen, denn die internationale Konkurrenz plant ihre Teams weiter auszubauen.

Thomas Müller

Autor

Thomas Müller

Finanzjournalist

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