Gastkommentar

Ettl: Kryptos und Co brauchen Regeln

Kryptowerte, Finfluencer, Online-Sofortkredite, Neobroker, Deepfakes, ­Cloudanbieter-Oligopole, kontaktlose Handyzahlung, AI-Anlageberater – nichts davon spielte eine Rolle, als ich 2008 zum Vorstand der Finanzmarktaufsicht ernannt wurde. Ein Gastkommentar von FMA-Vorstand Helmut Ettl.

Veröffentlicht

09.07.2025

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2 min
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Kryptos brauchen Regeln
© Börsianer/ KI generiert/ Chat GPT
Kryptos sind im Vormarsch. Sowohl die europäische als auch die österreichische Regulatorik arbeitet an der an den Rahmenbedingungen.

Die Veränderungen, welche die Digitalisierung verursacht, erzeugen neue Produkte und Dienstleistungen und machen solche, die früher nur Profis vorbehalten waren, der Bevölkerung zugänglich. Zugleich überfordert sie auch manche Menschen und erzeugt dadurch neue Ausschlüsse. Internet, Social Media und AI-Plattformen erschließen alle Informationen dieser Welt, doch sie versenken sie auch in einem Meer von Fake News und Chatbot-Halluzinationen. Neue Risiken entstehen, und altbekannte Risiken erscheinen im neuen Gewand.

Micar mit Leben erfüllen

Die Aufsicht muss darauf flexibel und beweglich reagieren. Zum Teil braucht es eigene Gesetzesrahmen wie die europäische Krypto-Verordnung Micar, um die Spezifika der neuen Produkte und Player adäquat zu erfassen. Diese gilt es nun mit Leben zu erfüllen. Die FMA wendet die neuen Regeln stringent und konsequent an und hat sich damit auch international einen Ruf erarbeitet. Einen regulatorischen Wettlauf nach unten in der Hoffnung, Krypto-Giganten an den eigenen Standort zu locken, macht die FMA nicht mit. Wir sind überzeugt davon, dass eine solche Haltung dem Standort langfristig sogar schadet. Das anhaltend große Interesse globaler Player an einer Krypto-Lizenz der FMA bestärkt uns in dieser Ansicht.

Klar sein muss aber auch, dass selbst ein robuster Lizenzierungsrahmen und eine laufende Aufsicht über Kryptowerte-Dienstleister nicht volatile und spekulative Vermögenswerte plötzlich in mündelsichere Anlagen verwandelt. Auch Vorschriften wie die Whitepaper-Pflicht für digitale Token sind zwar gut, aber bringen wenig, wenn am Ende diese Whitepapers nicht gelesen oder nicht verstanden werden. Im Kryptomarkt ist vieles noch in Bewegung, und mancher heiße Trend von heute wird das Millionengrab von morgen werden oder bestenfalls wieder in der Versenkung verschwinden.

Kryptobetrug häuft sich

Lizenzierte Dienstleister bieten eine Grundlage dafür, dass Investoren seriös und solide serviciert werden – die Letztverantwortung für die eigenen Investitionsentscheidungen können sie den Einzelnen nicht abnehmen. Es wird für Verbraucher einfacher, Betrüger zu identifizieren – aber den Betrugsversuch kann man dadurch nicht verhindern. Bei dem der FMA gemeldeten Anlagebetrug sind Fälle mit Kryptobezug seit Jahren Spitzenreiter.

Darum hat die FMA eine Offensive im Bereich der Aufklärung und Finanzbildung gestartet und unsere erfolgreiche Reihe „Reden wir über Geld“ ausgeweitet. Wir erreichen unterschiedliche Alters- und Zielgruppen – von Präsenz in TV-Formaten, die eher in meiner Altersgruppe konsumiert werden, bis hin zu unseren neuen Social-Media-Kanälen, einminütigen Erklärvideos und Podcasts. Ein erster Dialog mit österreichischen Finfluencern im Sommer soll auch diese Szene – wo es viel an positiver Finanzbildung gibt, aber auch manch hinterfragenswerten Interessenkonflikt – für die Gesetzeslage sensibilisieren.

Neue Regeln verbessern den Rahmen für eine sichere und stabile digitale Finanzwirtschaft. Ihre Entwicklung bleibt jedoch dynamisch und unvorhersehbar. Die Aufsicht, aber auch Verbraucher und Marktteilnehmer müssen deshalb beweglich und aufmerksam bleiben

Helmut Ettl

Autor

Helmut Ettl

Vorstand Finanzmarktaufsicht FMA

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