"Bei Verteidigung und Cybersecurity ist noch viel zu holen"
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Herr Kern, welche beiden Strategien haben in diesem Jahr den größten Anlageerfolg erzielt? Andreas Kern: Zunächst muss man festhalten, dass wir bei Wikifolio viele verschiedene Kriterien heranziehen, wenn es um die besten Trader geht, etwa Performance, Risiko und den Kontakt zur Community. Aber ganz vorne spielt etwa der Special Situations long/short von Christian Scheid mit, der mit seiner Strategie auf Sondersituationen wie etwa Übernahmen setzt und eine hohe Alpha-Outperfomance erreicht bei gleichzeitig geringem Risiko. Die durchschnittliche Performance liegt bei über 20 Prozent im Jahr. Zu den Aktienposten gehörten zuletzt etwa Dermapharm Holding und Biontech sowie Salzgitter.
Gibt es weitere Beispiele? - Sehr gut schneidet auch Richard Dobetsberger mit seinem Wikifolio Umbrella ab, das auf Unternehmen mit großen Innovationspotenzial setzt, dazu zählten Ende Juli Rheinmetall, Bayer und Palantir. Umbrella ist eines der ersten Wikifolios überhaupt und hat seit 2012 eine durchschnittliche jährliche Perfomance von über 33 Prozent erzielt – in den vergangenen 12 Monaten sogar 53 Prozent.
Was haben die erfolgreichen Trader gemeinsam? - Sie setzen bei den größten Positionen meistens nur auf fünf bis zehn Werte. Wichtig ist auch, Verluste rechtzeitig zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen.
Wie hat sich das Anlegerverhalten seit dem Amtsantritt von Trump verändert? Sind die Anleger risikoaverser - oder -freudiger geworden? - Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump haben aktive Trader ihre Sternstunde. Für Stockpicker eröffnen sich mit der erratischen Politik wirklich gute Chancen. Es hat eine Verlagerung weg von US-Aktien hin zu europäischen und vor allem deutschen Aktien gegeben. Der Anteil deutscher Aktien in Wikifolios ging von 20 Prozent bis auf 36 Prozent in der Spitze und liegt jetzt wieder bei 28 Prozent. Die Cash-Quote sprang bei Ankündigung der Zölle auf 23 Prozent, jetzt ist sie wieder bei knapp zehn Prozent.
Rüstungsaktien stehen sehr stark im Fokus. Was sagen die Wikifolio-Experten zur Branche? - Hier muss man stark differenzieren, jede Aktie hat ihre Besonderheiten. Drone Shield ist beispielsweise ein Fall für die Angst, etwas zu verpassen, also Fear of Missing Out (Fomo). Bei Leonardo dagegen hatte man Gewinnmitnahmen gesehen. Einfach einen Trend kaufen, geht jedenfalls nicht, das gilt auch für Minenaktien und KI-Werte. Nvidia sehen die Trader übrigens als Halte-Kandidat, ohne dass man da massiv zukaufen müsste.
Welche Trends und Themen erwarten Sie in Zukunft? - Geopolitik und Energiefragen bleiben bestimmende Themen, auch bei Verteidigung und Cybersecurity ist noch viel zu holen. Beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) ergeben sich weiterhin Kurschancen, aber für Wikifolio gilt, dass Menschen am Ende entscheiden sollten, wohin das Geld fließt, nicht Maschinen. Ich würde gerne einen Wettbewerb „Mensch gegen Maschine“ schaffen, aber bisher habe ich noch keine Sponsoren gefunden, die entsprechende Preise für die Gewinner bereitstellen oder vielleicht auch die entsprechende Rechenpower.
Was habt ihr an Neuerungen und Projekten in der Pipeline? - Wir wollen beispielsweise den Nachrichtenfluss der Agenturen in unserer App stärker anreichern mit Research und Analysen, so kann ein „Mini-Sentiment“ für Aktien entstehen. Insgesamt werden wir mehr in Marketing investieren. Die Zielgruppe sind alle, die eigene Anlageentscheidungen treffen wollen und mehr wollen als nur eine durchschnittliche Performance. Als Faustregel könnte gelten, drei Viertel in ETFs anlegen und ein Viertel über ein Wikifolio.
Wie steht es um den eigenen Anlageerfolg? - Ich bin eher risikoavers und sollte mehr in Aktien investieren. Natürlich habe ich Wikifolio-Zertifikate, ETFs und Einzelaktien sowie einen wohl zu großen Anteil an Zinsprodukten. Mein größtes Asset ist allerdings die Beteiligung an Wikifolio – und da bleibe ich meiner Mission treu: Die Demokratisierung der Geldanlage ist noch lange nicht abgeschlossen.

Autor
Korrespondent Deutschland