Gastkommentar

„Lifestyle-Teilzeit“: Wenn Arbeit sich nicht mehr lohnt

Wir haben ein System geschaffen, in dem sich Mehrarbeit für viele schlicht nicht auszahlt. Österreichs hohe Teilzeitquote und der massive Steuerkeil werfen grundlegende Fragen zur Gestaltung des Arbeitsmarkts auf.

Veröffentlicht

09.10.2025

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Kolumnenbild mit dem Porträt eines Menschen
© Börsianer

Der Befund ist eindeutig: Österreich hat mit 36,1 Prozent die zweithöchste Teilzeitquote in der EU. Seit 1994 hat sich diese laut Ministeriumsangaben mehr als verdoppelt, gleichzeitig ist die durchschnittliche Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in keinem anderen EU-Land stärker gesunken. Laut Eurostat sind Betreuungspflichten nur bei weniger als zehn Prozent der Teilzeitarbeit ausschlaggebend. Trotz hoher Teilzeitquote weist Österreich im OECD-Vergleich mit einem Steuerkeil von 47 Prozent bei alleinstehenden Arbeitnehmenden einen der höchsten Werte aus – also die Differenz zwischen den Arbeitskosten des Arbeitgebers und dem Nettoverdienst.

Teilzeit als rationale Entscheidung

Diese Umstände legen nahe, dass ein erheblicher Teil der Teilzeitarbeit mit der hohen Steuer- und Abgabenbelastung zusammenhängt. In den letzten Jahren wurden von der Politik einige kosmetische Maßnahmen gesetzt, etwa die Anhebung des steuerbegünstigten Ausmaßes für Überstundenzuschläge – allerdings konterkariert durch verschärfte GPLB-Prüfungen.

Wirksame Anreize für mehr Vollzeitarbeit erfordern gezielte Reformen: flachere Progressionsstufen im mittleren Einkommenssegment und die Abschaffung von sozialversicherungsrechtlichen Unterschieden, die Teilzeitarbeit finanziell begünstigen. Ob diese Überlegungen Realität werden oder ein Wunsch ans Christkind bleiben, hängt vom politischen Willen und der Fähigkeit ab, den nötigen ­budgetären Spielraum zu schaffen und den Faktor Arbeit endlich zu entlasten.

Peter Bartos

Autor

Peter Bartos

Kolumnist

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