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Kommunalkredit: Sorge um Stegra-Millionen

Das europäische Energiewende-Prestigeprojekt Stegra Steel kämpft mit Finanzierungsproblemen. Mittendrin: Die Kommunalkredit Austria.

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16.10.2025

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eine Baustelle mit einem Stein, wo Stegra geschrieben steht
© JONATHAN NACKSTRAND / AFP / picturedesk.com
Das Stegra Stahlwerk in Nordschweden ist ein Prestigeprojekt für die Energiewende. Auf der Baustelle in Boden gibt es derzeit Probleme und Verzögerungen, die einiges an Mehrkosten verursachen.

Das erste grüne Stahlwerk Europas! Stegra Steel, vormals H2 Green Steel, gilt auch als ein Prestigeprojekt der heimischen Kommunalkredit Austria AG, das perfekt zur selbst gesteckten Internationalisierungs- und Nachhaltigkeitsstrategie passt. Dass jetzt ein Financial Times-Bericht (die zitieren aus einer Vorstandssitzung von Stegra) über eine angebliche Finanzierungslücke von bis zu 1,5 Milliarden Euro die Runde macht, sorgt bei den Investoren für Unruhe.

100 Millionen Kredit

Der Versuch bei der Kommunalkredit, die damals noch unter Ex-CEO Bernd Fislage den Deal eingefädelt hatte, die konkrete Lage zu klären – bringt  keine wirkliche Antwort:

„Wir bitten um Verständnis, dass wir infolge regulatorischer Verpflichtungen – insbesondere des Bankgeheimnisses – keine finanziellen Informationen von oder über Kunden, Partner oder sonstige Dritte teilen.“

Worum geht es? Eine Recherche der hochgeladenen Dokumente zeigt: Die Kommunalkredit zeichnete 100 Millionen Euro im Rahmen der nachrangigen Fremdkapitalfazilität und ist damit der zweitgrößte Kreditgeber in diesem Segment. Zusätzlich wurden 35 Millionen Euro in durch Exportkreditagenturen (ECA) abgesicherte vorrangige Tranchen investiert. Es steht also einiges auf dem Spiel.

Stegra: namhafte Investoren

Und das nicht nur für die Kommunalkredit. Auf Investorenseite sind viele Private-Equity-Firmen sowie Industriellenfamilien – Agnelli, Maersk und Wallenberg – oder auch deutsche Konzerne, etwa Mercedes-Benz und Siemens mit an Bord.

Laut Stegra-Boss Henrik Henriksson soll das Finanzierungsproblem - das großteils mit steigenden Baukosten zusammenhängt - im Griff sein, und bereits Zusagen über knapp eine weitere Milliarde Euro von Investoren, darunter Just Climate, Hy24, Altor, FAM und die Gründer selbst, erfolgt sein (hier mehr lesen).

Dass diese Gruppe auch teils deckungsgleich mit jener ist, die den inzwischen insolventen Batteriehersteller Northvolt gründete, ist dabei hoffentlich kein schlechtes Omen.

Industrial facility with red and white buildings, featuring a tall red tower, conveyor belts, and a snowy foreground under a cloudy sky.
Projektübersicht
Stegra Steel entsteht in Boden, Nordschweden, und gilt als eines der ambitioniertesten Industrieprojekte Europas im Bereich klimaneutraler Schwerindustrie. Die Anlage soll grünen Stahl produzieren – vollständig basierend auf grünem Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Quellen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Hochofenproduktion verzichtet Stegra auf fossile Brennstoffe und nutzt stattdessen Direktreduktionstechnologie in Kombination mit Elektrostahlverfahren. Die anfängliche Produktionskapazität liegt bei 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr, mit einer geplanten Erweiterung auf bis zu 5 Millionen Tonnen bis 2030. Durch diese innovative Herangehensweise sollen rund 95 % der CO₂-Emissionen eingespart werden, was Stegra zu einem zentralen Baustein für die Erreichung der europäischen Klimaziele macht. Die strategische Lage in Nordschweden ermöglicht den direkten Zugang zu Wasserkraft und grüner Energie, während die Nähe zum Hafen von Luleå eine effiziente Logistik sicherstellt. Stegra Steel steht damit exemplarisch für die Transformation der europäischen Industrie hin zu einer nachhaltigen, emissionsarmen Zukunft.
Daniel Nutz

Autor

Daniel Nutz

Chefredaktion

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