Zwischen Big Macs, Billionen und Europas Bewertungsjoker
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München war vergangene Woche Treffpunkt der Private-Equity-Zunft. Auf der Bühne: die GPs (General Partners), also die Fondsmanager, die das Kapital verwalten und in Unternehmen investieren. Ihnen gegenüber stehen die LPs (Limited Partners) – große Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen oder vermögende Privatpersonen, die Milliarden in diese Fonds stecken. Dazu (natürlich) Anwälte, Berater – und ja, auch die neuen Gatekeeper, also Plattformen und Anbieter, die Privatanlegern den Zugang zum Private-Equity-Markt ermöglichen wollen. Das Who’s Who der Branche also, dicht gedrängt zwischen Panels, Kaffeepausen und Networking. Und es wurde schnell klar: Das Spielfeld ist groß, die Herausforderungen sind es auch.
Das Milliarden-Paradoxon
Der Elefant im Raum und die wohl markanteste Zahl des Tages: Private Anleger halten weltweit zwischen 140 und 250 Billionen US-Dollar. Und wie viel davon steckt in Private Equity? Gerade einmal drei Billionen. Mit anderen Worten: Das Potenzial ist riesig, aber der Zugang bleibt kompliziert. Einen der markantesten Vergleiche lieferte dazu Lorenz Jüngling, Co-CEO von Moonfare: wir seien gerade einmal „in den ersten fünf Minuten eines 90-Minuten-Films“. Gemeint war die Öffnung der Private-Equity Welt für Privatanleger – Potential riesig, Realität derzeit (noch) klein.
Das Paradoxon der Wahl
In den USA gibt es rund 15.000 McDonald’s-Filialen. Klingt viel? Lächerlich im Vergleich zu den 50.000 Private-Equity-Fonds, die Investoren gegenüberstehen. Auswahl ohne Ende – doch wer trifft die richtige? Und wie viele liefern überhaupt Renditen über dem eingesetzten Kapital? Für Anleger ohne institutionelle Strukturen gleicht das eher einem Würfelspiel.
Europa im Rampenlicht
Spannend wurde es beim Blick auf Europa. Während in den USA die Volatilität weiterhin hoch bleibt, sehen viele Investoren Chancen auf dem alten Kontinent. Blackstone kündigte gar an, in den nächsten zehn Jahren bis zu 500 Milliarden Dollar in Europa investieren zu wollen. Die Begründung: Bewertungsdifferenzen zwischen den USA und Europa. Oder einfacher gesagt: In Europa gibt’s die Assets (noch) billiger.
Sektor-Trends und heiße Eisen
Carve-outs: In Europa beliebt und zunehmend Treiber für Deals.
Valuation Gap: Die Lücke zwischen Käufer- und Verkäuferpreisen bleibt ein Dauerbrenner.
Technologie & KI: Kein Panel ohne die Warnung, dass Europa hier hinterherläuft. KI ist nicht nur ein Software-Thema – auch klassische Industrien werden künftig mit Algorithmen gemessen.
Defense, Energie, Infrastruktur: Alles, was mit Sicherheit und Transformation zu tun hat, rückt in den Fokus.
Privater Zugang: Für Family Offices und vermögende Privatanleger wird Private Equity zwar greifbarer, aber die Hürden – Reporting, Regulierung, Kapitalabrufe – bremsen.
Exits & LP Erwartungen: Ausschüttungen sollen fließen, gleichzeitig darf der Wert nicht vorschnell verschenkt werden – ein ständiges Balancieren. Cash is King, aber Timing bleibt alles.
Fazit
München hat gezeigt: Private Equity ist in Bewegung. Kapital ist reichlich vorhanden, doch der Markt verlangt neue Antworten – vom Umgang mit Bewertungsdifferenzen über den Spagat zwischen Exits und LP-Erwartungen bis hin zum Aufholen bei Technologie und KI. Europa könnte hier die Trümpfe in der Hand halten. Klar ist: Private Equity entwickelt sich weiter – und wir stehen erst am Anfang des Films.

Autor
Claudia Fochtmann-Tischler ist Partnerin bei Baker McKenzie in Wien im Bereich Corporate/M&A. Sie berät seit über 14 Jahren nationale und internationale Mandanten (Strategen, PE Funds) bei komplexen Unternehmensübernahmen, Restrukturierungen und grenzüberschreitenden Transaktionen.
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