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ATX Manager: Kaum Interesse an eigenen Aktien

Vorstände und Aufsichtsräte, die Aktien vom eigenen Unternehmen kaufen, sind rar. Dabei gehört auch das zu einer guten Kapitalmarktkultur dazu.

Veröffentlicht

02.09.2025

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ein goldener Bulle steht auf einem Tisch.
© Wiener Börse

Dir ist bestimmt schon aufgefallen, dass extrem wenige Vorstände und Aufsichtsräte regelmäßig Aktien ihrer eigenen Unternehmen kaufen. Ausreißer sind hier sicher Bawag-CEO Anas (Abuzaakouk) oder auch Uniqa-Vorstandschef Andreas (Brandstetter), die beide substantielle Beteiligungen halten. Ja, ich weiß, Aktienzuteilungen sind auch oft Teil der variablen Vergütung von Vorstandsmitgliedern. Aber hier geht es um die Eigenleistung, mit der die Vorstände und CEOs sowie Aufsichtsräte ihr Committment zum eigenen Unternehmen ausdrücken sollten. Das gehört für mich zu einer guten Kapitalmarktkultur dazu. Warum ich das aufzeige? Wenn nicht einmal der Großteil der ATX-Manager in Österreich eine positive Einstellung zum Kapitalmarkt hat, wie will die Branche dann ideologisch geprägte Gegner (lies hier nach) überzeugen?

Und auf noch was hat mich heute IVA-Präsident Florian (Beckermann) bei der Präsentation der Vergütungsstudie des Interessensverbands für Anleger (IVA) hingewiesen: Wie du sicher weißt, bekommen Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen für ihre Arbeit in den Ausschüssen (da gibt es etwa den Risiko-, Prüfungs-, sowie Nominierungsausschuss) eine zusätzliche Vergütung. Es soll aber auch Geld für Ausschüsse geflossen sein, obwohl gar nicht getagt wurde. Geld für keine Leistung? Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber für mich ist das ein Governance-Problem. Ein Vorwurf, mit dem sich das kleine Österreich öfter herumschlagen muss.

CEOs verdienen mehr, der Vorstand weniger

Was ich noch für dich von der IVA-Studie mitgenommen habe:

  • Anas ist mit einer Vergütung von 10,94 Millionen Euro (ist der Brutto-Betrag) Spitzenreiter im ATX Prime Index und verdiente doppelt so viel wie der zweitplatzierte Joachim (Schönbeck) von der Andritz AG mit 5,57 Millionen Euro

  • Trotzdem erhielten die Vorstände im ATX Prime 2024 mit rund 250 Millionen Euro insgesamt um 26 Millionen Euro weniger als im Jahr 2023

  • Am Gehalt der Top-CEOs kann es nicht gelegen haben, denn Anas, Joachim und Peter (Oswald) von der Mayr-Melnhof Karton AG als Dritter im Bunde verzeichneten Gehaltssteigerungen von vier bis 17 Prozent).

  • Anas stellt mit seinem Gehalt von mehr als 10 Millionen Euro auch praktisch jeden deutschen CEO in den Schatten. Dazu kommt, dass der Bawag-CEO auch fleißiger Aktionär des eigenen Unternehmens ist und über Dividenden (die Bawag Group AG zahlt eine richtig gute Dividende) noch einmal vier Millionen Euro einstreift. Wer an sein eigenes Unternehmen glaubt, sollte auch belohnt werden, finde ich.

  • Vorstandschefs verdienen im Mittel etwa 500.000 Euro mehr als die anderen Vorstandsmitglieder.

  • Auch spannend: bei der Andritz AG beträgt die variable Vergütung 82,7 Prozent!

  • Florian meinte auch, dass Aufsichtsräte in Österreich eher schlecht vergütet werden: "Die Frage ist, ob Unternehmen bei einer höheren Bezahlung unabhängigere und qualifiziertere Aufsichtsräte bekommen würden?"

  • 86 Prozent der Vorstände sind männlich, zwei Drittel sind Österreicher mit einem Durchschnittsalter von 54 Jahren. "Für eine Geschlechter-Gleichverteilung basierend auf Leistungsparametern, Verjüngung oder Internationalität sind flächendeckend bisher keine Anreize geschaffen worden", sagt Florian.

Börsianer Insider

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Börsianer Insider

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