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Börsianer Watchlist: Wer stirbt, und warum Kamillentee hilft

Warum manche das Ende der EU prophezeien, Aktien abgestürzt sind und andere, wie etwa der CEO der Steyr Motors AG, noch träumen dürfen.

Veröffentlicht

03.08.2025

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4 min
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© Börsianer/KI optimiert
Hier siehst du zwei Menschen Kamillentee trinken, im Le Bol am Neuen Markt in Wien. So eine Tasse Tee als Absacker kann was.

Was für eine Woche das war! Inklusive Gewinnmitnahmen bei österreichischen Aktien am Freitag. Beruhigt habe ich mich mit der einen oder anderen Tasse Kamillentee. Mein Tipp: Trink ihn am Abend, oder zu Mittag als Camilla on the rocks!

Dealbreaker

Der Handelsdeal zwischen Europa und den USA sorgte gleich zu Beginn der Woche für einen Aufschrei. Die Frage ist: Haben wir uns das verdient? Hier habe ich dir die besten Kommentare zusammengesucht:

Bitpanda-CEO Eric (Demuth) hat den Handelsdeal scharf verurteilt:

„The EU is about to die. The US-EU trade deal is just the latest proof of Europe’s decline. Let’s be clear: this deal isn’t a scandal. It’s not even surprising. It’s just the brutal reality of where we stand in the world today. No leverage. No unity. No relevance.“

Auch Wifo-Chef Gabriel (Felbermayr) meint dazu:

„Ein trauriger Tag für den Freihandel: 15% Zoll auf EU-Waren in den USA ist besser als 20 oder 30%, keine Frage. Aber der „Deal“ ist teuer erkauft. Vielleicht zu teuer.“

Olivier Blanchard von der MIT findet ebenfalls sehr passende Worte:

“When the law of the jungle prevails, the weak have little choice than to accept their fate. But Europe could potentially have been strong, either alone or in a coalition with others. It would have had to be ready for stormy waters. But it would have gotten a better deal in the end and sent a strong message to the world. An opportunity lost.“

Mehrere Aktien im ATX Prime Index hatten ihre schlechteste Woche. Darunter die etwas planlose AT&S AG (lies hier nach). Bei der RHI Magnesita war der eigene CEO von der Performance des Unternehmens enttäuscht, da kann die Aktie nur runterasseln. Seit Jahresanfang ist die RHI Magnesita mit einem Minus von rund 30 Prozent schlechtester Wert im ATX Prime. Vielleicht sollte es CEO Stefan (Borgas) auch mit Kamillentee probieren. Die Andritz AG muss in den USA eine Strafe von 1,58 Millionen Euro wegen Sanktionsverstößen zahlen (kannst du hier auf Bloomberg nachlesen). Dem Markt gefällt so was nicht, die Aktie verlor darauf an Boden.

Ölpreis funkt dazwischen

Bei der OMV AG spielt der Ölpreis nicht mit, laut Finanzvorstand Reinhard (Florey) verdiente die OMV AG im zweiten Quartal 2025 (Ölpreis bei 68 Euro) um 200 Millionen Euro weniger als im Vergleichsquartal 2024 (Ölpreis bei 85 Euro). Schon erklecklich, was 17 Euro Unterschied machen. Und in Rumänien waren die Gas- und Strompreise gedeckelt (nur bis Ende Q2 2025), die OMV konnte dort die erhöhten Kosten nicht an den Markt weitergeben. Reinhards Fazit, dass die Aktie mit 20 Prozent Plus seit Jahresanfang stark unterwegs ist, teile ich nicht, der ATX ist mit 24 Prozent im Plus. OMV-Vorstandschef Alfred Stern nennt die Fusion zwischen OMV-Tochter Borealis, Adnoc-Tochter Borouge und Nova Chemicals (lies hier nach) übrigens „eine wichtige Konsolidierung im Chemiemarkt“. Wie du sicherlich weißt, ist die zyklische Chemieindustrie derzeit im Abwärtstrend, Druck kommt aus China (bringen große Kapazitäten in den Markt) und den USA (Tarifdiskussion).

„Wir haben trotzdem eine gute Kostenposition und werden mit unseren Anlagen (Steamcracker) in Schweden und Finnland bessere Preise am Markt erzielen“, ist Alfred selbstbewusst.

Spannend fand ich auch, dass die OMV AG mit dem in Österreich eigenen produzierten grünen Wasserstoff hauptsächlich ihre Raffinerien versorgen will, „das können wir profitabel tun“, sagt mir Alfred am Telefon bei der Q2-Präsentation.

CEO Julian Cassutti von der Steyr Motors AG ist überzeugt, dass er erst am „Beginn einer wunderbaren Wachstumsstory“ steht. Das freut mich für ihn. Ich persönlich finde die Ebit-Marge von 14,8 Prozent ausbaufähig, schließlich fertigt das Unternehmen maßgeschneiderter Motoren für einsatzkritische Defense- und zivile Anwendungen und da darf Julian in der heutigen Zeit ruhig selbstbewusster preisen. 300 Millionen Euro an Aufträgen sind bereits gesichert, 40 Prozent Umsatzwachstum auf Jahressicht sind geplant. Die Aktie ist seit Mai von 47 Euro auf 58 Euro gestiegen.

Bei der Erste Group Bank AG geht es die nächsten zwei Jahre um die Integration der Santander Polska (hier mehr dazu), CEO Peter (Bosek) fühlt sich gut gerüstet.

Was erwartet dich in der kommenden Woche?

Ich erwarte keine Überraschungen von der Voestalpine AG, die am 6. August ihr erstes Quartal 2025/26 offenlegt. Was mich interessiert: Wieviel Österreich steckt im grünen Stahl? Und wie steht es um die Zollsituation? Bitte, danke! Die Halbjahresergebnisse der Lenzing AG werden am Donnerstag präsentiert. Für mich ist CEO Rohit (Aggarwal) noch kaum in Erscheinung getreten, es würde mich sehr freuen, wenn sich das verbessert. Gerade in schwierigen Zeiten, und die durchläuft die Lenzing AG weiterhin, muss besser kommuniziert werden (ich fühle mich schon wie im Film Und täglich grüßt das Murmeltier). Die Lenzing-Aktie ist seit Jahresbeginn etwa 18 Prozent im Minus, auf Dreijahressicht fast 70 Prozent und kostet 24,10 Euro. 2017 waren es 171 Euro. Den Zahlenreigen runden am Freitag, den 8. August, noch die Österreichische Post AG und die Rosenbauer International AG ab, letztere Aktie ist richtig gut unterwegs, Neo-CEO Robert (Ottel) wird zugetraut, dass dort ordentlich gewirtschaftet wird.

Mein Ausblick: Wir alle sollten Träume haben, bei denen die Seele aufatmen kann, hat mir vor kurzem wer gesteckt. Mach was draus!

Börsianer Insider

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Börsianer Insider

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